Ihr Lieben, wir wollen einander lieben. Denn die Liebe kommt von Gott. Und wer liebt, hat Gott zum Vater und kennt ihn. Wer nicht liebt, kennt Gott nicht. Denn Gott ist Liebe. So ist Gottes Liebe bei uns sichtbar geworden: Gott sandte seinen einzigen Sohn in die Welt, damit wir durch ihn das wahre Leben bekommen. Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat. Er hat seinen Sohn gesandt. Der hat unsere Schuld auf sich genommen und uns so mit Gott versöhnt. Ihr Lieben, wenn Gott uns so sehr geliebt hat, dann müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott jemals gesehen. Aber wenn wir einander lieben, bleibt Gott mit uns verbunden. Dann hat seine Liebe in uns ihr Ziel erreicht.
1. Johannes 4,7?12 in der Übersetzung der Basisbibel, hier gelesen von Helge Heynold.
Ihr Lieben,
kennen Sie Ihren Taufspruch auswendig? Vielleicht sogar mit der Angabe der Bibelstelle? Die Chance ist recht groß, dass Sie denselben Vers zu Ihrer Taufe bekommen haben wie ich, denn meiner ist seit Jahrzehnten der beliebteste. Er lautet „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ und steht nur vier Verse hinter der Passage, die ich für diese Woche ausgesucht habe. Ich finde es ausgesprochen verständlich, warum dieser Vers so beliebt ist. Er trägt alles in sich, das liebende Eltern ihrem Kind mitgeben möchten: Zusage, Hoffnung, Vertrauen, Gott, Liebe – was braucht es mehr!
Allerdings ist die Aussage „Gott ist Liebe“, so schön sie auch klingt, erklärungsbedürftig. Wie ist das gemeint? Ist Gott ausschließlich Liebe? Ist Gott also nichts anderes? Ist jede Liebe Gott? Geht Liebe also nicht ohne Gott? Zum Glück erläutert Johannes seinen wundervollen Drei-Worte-Satz in unserem Abschnitt. Er beschreibt, dass die Liebe und Gott eines gemein haben: Sie müssen sichtbar gemacht werden. Das ist eine schöne Gemeinsamkeit von Liebe und Gott. Beide brauchen ein Gegenüber, an dem sie sich zeigen können. Wer seufzend im Kämmerlein sitzt und dem geliebten Gegenüber die eigene Liebe nicht zeigt, spürt zwar das Verlangen nach Liebe, doch die Liebe selbst eben nicht. Liebe kann nur spüren, wer sie lebt.
So ist es auch mit Gott. Es führt zu nichts, sich über die Existenz von Gott den Kopf zu zerbrechen. Das bedeutet nur, Gott sehen zu wollen, und wie Johannes ganz richtig sagt: „Niemand hat Gott je gesehen.“ Stattdessen hat Gott sich gezeigt in dem größten Liebesakt des Universums, indem er seinen Sohn in die Welt schickte. Gott wurde in seiner Liebe sichtbar. Johannes kann darum sagen: „Willst Du Gott kennen, musst du die Liebe kennen.“ Und die Schlussfolgerung lautet für ihn selbstverständlich: Wenn Gott und die Liebe nur sichtbar werden, wo geliebt wird, dann müssen wir – schon aus Dankbarkeit für Gottes Liebe – einander lieben.
Gönnen Sie sich einen Moment lang diese Vorstellung: Jeder Akt der Liebe lässt Gott erscheinen. Jede Zärtlichkeit, jede Freundlichkeit, jedes ehrliche Lächeln, jede ausgestreckte Hand, jeder Kuss, jede Umarmung, jeder Euro im Pappbecher, jede gemeinsam geweinte Träne, jede Stunde Verhandlungen für Frieden, jeder Schluck aus der Brust der Mutter, jede Blume auf dem Grab des Großvaters, jedes offene Ohr bei der Telefonseelsorge, jedes offene Wort für Gerechtigkeit …
Die Wochenaufgabe, wie könnte sie anders lauten als: Lasst uns einander lieben! Setzen wir Gottes Liebesakt fort! Und wenn Sie mögen, führen Sie auch meine vollkommen unvollständige Liste von Liebesmomenten fort. Entdecken Sie so viele Momente, an denen Gott in der Liebe sichtbar wird, wie es nur geht!
Bleiben Sie in Gott und Gott in Ihnen!
Ihr Frank Muchlinsky