Appelle an Erwachsene: Schützt die Kinder, lasst Euch impfen
Angesichts sinkender Impfquoten und drohender Corona-Einschränkungen im Herbst fürchten immer mehr um die Gesundheit von Kindern. Der Druck auf Erwachsene wächst, sich zu deren Schutz impfen zu lassen.

Frankfurt a.M. (epd). Die Erwartungen an Erwachsene, sich mit Rücksicht auf Kinder impfen zu lassen, nehmen zu. „Es ist vollkommen rücksichtslos, sich nicht impfen zu lassen“, sagte der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch). Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief Erwachsene in einem eindringlichen Appell dazu auf, sich impfen zu lassen: „Kinder können sich nicht impfen lassen. Wir können sie nur schützen, wenn wir Erwachsene, die die Chance dazu haben, es tun.“

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) appellierte erneut an die noch nicht gegen das Coronavirus geimpften Menschen, sich immunisieren zu lassen. „Jede Impfung entscheidet, wie sicher wir durch den Herbst und Winter kommen“, sagte Spahn am Mittwoch in Berlin. Man sehe derzeit eine „Pandemie der Ungeimpften“. 90 bis 95 Prozent der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen seien nicht geimpft, sagte er.

Nach Ansicht von Kinderhilfswerks-Präsident Krüger ist Kindern in den vergangenen Monaten durch die Schließung von Schulen und Kitas schon sehr viel abverlangt worden, um die Älteren zu schützen, obwohl sie selbst weniger zu den Treibern der Pandemie gehörten. Viele litten an psychischen Beeinträchtigungen, Bewegungsmangel und Übergewicht, warnte Krüger.

Jetzt müsse die Rücksichtnahme auch mal in die andere Richtung gehen: „Nun fordern wir als Kinderrechtsorganisation mit der gleichen Vehemenz von den Erwachsenen ein, sich impfen zu lassen, um die Kinder zu schützen“, sagte Krüger. „Derzeit rollt die vierte Welle an Corona-Infektionen auf uns zu. Je mehr Erwachsene und auch je mehr Jugendliche ab zwölf Jahren geimpft sind, desto größer ist die Chance, diese Welle zu brechen.“

Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm räumte ein, dass es eine persönliche Entscheidung sei, ob man sich impfen lässt. „Aber es ist nicht nur eine persönliche Entscheidung. Es hängt auch für andere viel davon ab - besonders für die Jüngsten und Verletzlichen, die Kinder“, erklärte Bedford-Strohm am Mittwoch in Brüssel.

Kinder und Jugendliche hätten auf so vieles verzichtet, um Erwachsene und Alte zu schützen, fügte Bedford-Strohm hinzu, der auch bayerischer Landesbischof ist: „Ein neuerlicher Lockdown würde sie jetzt noch schlimmer treffen.“ Es sei höchste Zeit, „dass wir jetzt alles tun, um etwas zurückzugeben und die Kinder zu schützen“, appellierte der EKD-Ratsvorsitzende.

In Deutschland sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums aktuell knapp 62 Prozent der Bevölkerung vollständig, 66 Prozent mindestens einmal gegen das Corona-Virus geimpft. Die Zahl der täglich verabreichten Impfdosen geht seit Ende Juni kontinuierlich zurück, obwohl bei vielen Menschen eine Schutzimpfung noch aussteht.