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Zuversichtsbrief - Woche 77
In Ewigkeit
Es liegt im christlichen Glauben, auf das Gute nach dem Schlechten zu hoffen. Ganz so, wie der Tag auf die Nacht folgt. Unser Autor Frank Muchlinsky ermuntert Sie diese Woche, den Rythmus des Lebens zu beobachten. Vielleicht entdecken Sie darin ja ein Stückchen Ewigkeit.

Halleluja! Lobet, ihr Knechte des HERRN, lobet den Namen des HERRN! Gelobt sei der Name des HERRN von nun an bis in Ewigkeit! Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des HERRN! Der HERR ist hoch über alle Völker; seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist. Wer ist wie der HERR, unser Gott, der oben thront in der Höhe, der niederschaut in die Tiefe, auf Himmel und Erde; der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Schmutz, dass er ihn setze neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes; der die Unfruchtbare im Hause wohnen lässt, dass sie eine fröhliche Kindermutter wird. Halleluja!

Psalm 113 in der Übersetzung der Lutherbibel von 2017, hier vorgelesen von Helge Heynold.

Liebe Wellenreiterinnen und -reiter,

ist das Leben nicht tatsächlich ein ständiges Auf und Ab? Verzeihen Sie mir diese recht banale Einsicht, aber wenn man im Urlaub viel Zeit hat, in den Himmel zu schauen und den Lauf der Sonne zu verfolgen, dann kommt man auf solche Gedanken. Dazu gesellt sich die Erkenntnis, dass eine vierte Welle anrollt und damit verbunden spürt man das Auf und Ab der Hoffnung auf ein Ende der Pandemie. Ist es also tatsächlich so? Wie der Mond immer wieder zu- und wieder abnimmt, so verläuft unser Leben in Kreisbewegungen? Gute Zeiten, schlechte Zeiten? Ebbe und Flut?

Es steckt viel Tröstliches in dem Gedanken, dass nach einem Tief wieder ein Hoch kommt und dass auch auf die schwärzeste Nacht wieder ein Morgen folgt. Unser Planet ist rund und folgt mehreren Kreisbewegungen. Das bringt eine geradezu wundervolle Regelmäßigkeit mit sich, und es tut einfach gut, sich im Dunkel klarzumachen, dass es in jedem Fall wieder licht werden wird. Nur andersherum gefällt uns das verständlicherweise nicht so gut. Sich im Sommer klarzumachen, dass der Winter kommt, oder sich bei frischem Wind um die Nase klarzumachen, dass man die Maske wieder wird aufsetzen müssen – das vermeiden wir, wenn es möglich ist.

Zum Glück gibt es ja auch Dinge, die einfach vorbeigehen und nicht zwangsläufig wiederkehren. Das hoffen wir für Krankheiten, die wir überstanden haben, oder wir wünschen es für Unrecht, das beseitigt wurde. Das soll möglichst für immer verschwinden. Sowohl in dem Trost aus der ständigen Wiederkehr als auch in der Hoffnung auf Endgültigkeit steckt unsere menschliche Sehnsucht nach der Unendlichkeit. Die endgültige christliche Hoffnung liegt darum nicht zufällig auf einem ewigen Gott.

Der Psalm 113, den ich für diese Woche ausgesucht habe, besingt die Ewigkeit Gottes und enthält sowohl die ewige Wiederholung als auch die endgültige Veränderung zum Guten. Gott ist ewig, also ist es die Aufgabe der Menschen, ihn "vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang" zu loben. Gleichzeitig belässt Gott es nicht dabei, dass Arme arm bleiben, oder Frauen, die keine Kinder haben, verstoßen werden. Die ewige Wiederkehr von Tag und Nacht bedeutet keinen Stillstand. Ungerechtigkeit ist nicht, sie darf nicht ewig sein, denn Gott allein ist ewig, und Gott will Gerechtigkeit. Der endgültige Zustand ist laut Psalm 113 dann erreicht, wenn Arme und Fürsten buchstäblich auf Augenhöhe nebeneinandersitzen.

Christliche Zuversicht speist sich nicht allein aus der Einsicht, dass nach schlechten Zeiten auch wieder gute kommen, sondern daraus, dass es insgesamt besser und endgültig gut werden soll. Unser Beitrag dazu ist – zumindest nach Psalm 113 – selbst etwas Ewigkeit herzustellen, indem wir ewig Gottes Lob singen. Das kann freilich nicht eine Person allein tun, aber sie muss es ja auch nicht. Irgendwo geht immer gerade die Sonne auf, und dort kann jemand anderes fortfahren, "den Namen des Herrn zu loben".

So lautet meine Wochenaufgabe diesmal selbstverständlich so: Schauen Sie auch in den Himmel und sehen Sie dem Licht beim Wandern zu! Machen Sie sich Ihre Gedanken zu Ewigkeit und Hoffnung, und loben Sie den Namen Gottes. Summen oder singen Sie "Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang" oder was Ihnen Ihre Andacht eingibt.

Ganz viele Aufs und kaum Abs wünsche ich Ihnen für die kommende Woche.

Ihr Frank Muchlinsky