Frankfurt a.M. (epd). Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) stellt bei einem weiteren Anstieg der Corona-Neuinfektionen eine stärkere Unterscheidung zwischen Geimpften und Menschen ohne Impfung in Aussicht. „Bei hohem Infektionsgeschehen trotz Testkonzepten würden Ungeimpfte ihre Kontakte reduzieren müssen. Das kann auch bedeuten, dass gewisse Angebote wie Restaurant-, Kino- und Stadionbesuche selbst für getestete Ungeimpfte nicht mehr möglich wären, weil das Restrisiko zu hoch ist“, sagte Braun der „Bild am Sonntag“.
Solch eine Unterscheidung hält der CDU-Politiker rechtlich für geboten, denn der Staat habe die Pflicht, „die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen“. „Dazu gehört ein Gesundheitswesen, das im Winter nicht erneut Krebs- und Gelenkoperationen zurückstellen muss, um Corona-Patienten zu behandeln“, sagte er. „Um das einmal deutlich zu sagen: Hohe Infektionszahlen im Herbst und Winter bekommen wir nicht - wie manche behaupten - durch irgendwelche harmlosen Labornachweise des Virus bei Geimpften, sondern nur durch ein ernst zu nehmendes Infektionsgeschehen in der ungeimpften Bevölkerung, wenn die Impfquote nicht hoch genug ist“, betonte der Mediziner Braun.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderte unterdessen, die Impfkampagne und einfache Impfangebote fortzusetzen. „Dies muss mit einer Kommunikationskampagne verbunden werden, da bei vielen Menschen der Eindruck entstanden ist, die Pandemie sei eigentlich vorbei“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). Das sei leider unzutreffend. Um die Akzeptanz von Impfangeboten zu erhöhen, sollte aus Landsbergs Sicht noch deutlicher betont werden, „dass vollständig geimpfte Personen zum Beispiel bei Veranstaltungen, bei Restaurantbesuchen oder auch bei Hotelaufenthalten außer Abstand und Maskenpflicht keine zusätzlichen Belastungen erfahren dürfen“.
Derzeit sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) etwas mehr als 60 Prozent der deutschen Bevölkerung mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. 49,1 Prozent haben den vollständigen Schutz, für den bei den meisten Vakzinen eine zweite Impfung notwendig ist. Die sogenannte Herdenimmunität ist nach Schätzung des RKI bei einer Impfquote von mehr als 80 Prozent erreicht.