Berlin (epd). Der Deutsche Hausärzteverband plädiert für eine Einbeziehung der Versorgungslage der Hausarztpatienten in den Corona-Inzidenzwert. „Für unser tägliches Arbeiten sind die reinen Inzidenzzahlen nicht so entscheidend wie die Zahl der Patientinnen und Patienten, die mit mittleren und schweren Symptomen unsere Praxen aufsuchen“, sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND, online). Deshalb müsse die „Krankheitslast ein stärkeres Gewicht bei der Bewertung der aktuellen Lage“ bekommen.
Derzeit spiele die steigende Zahl der Neuinfektionen keine signifikante Rolle für die Hausärzte, weil das Niveau noch relativ gering sei, sagte Weigeldt. Nur vereinzelt gebe es Hotspots. Deutlich zu spüren sei aber die nachlassende Impfbereitschaft. Diese führt Weigeldt auf mangelnde Weitsicht bei der Impfkampagne von Bund und Ländern zurück: „Die Trägheit zu Beginn der Impfkampagne rächt sich nun in den Sommermonaten.“ Während im Frühjahr noch viele Menschen „mit großem Enthusiasmus“ hätten geimpft werden wollen, sei nun deutlich spürbar, dass viele in den eher ruhigen Sommermonaten keinen Zeitdruck zur Impfung verspürten oder noch skeptisch seien.
Das Robert Koch-Institut gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Samstag mit 9,4 an. Das bedeutet, dass 9,4 von 100.000 Menschen sich binnen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Am Vortag hatte der Wert noch 8,6 betragen. Die Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut 1.608 Neuinfektionen binnen eines Tages und 22 Todesfälle.