Berlin (epd). Rund 80 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland erhalten medizinische Hilfsmittel ohne Zuzahlungen. Etwa 20 Prozent der Patienten zahlen durchschnittlich 132 Euro aus der eigenen Tasche dazu, etwa für Inkontinenzhilfen, Prothesen, Gehhilfen oder Atemtherapiegeräten, wie der GKV-Spitzenverband am Mittwoch in Berlin mitteilte. Die Summe solcher Zuzahlungen für Hilfsmittel, die einen höheren Standard haben als die Kassenmodelle, betrug den Angaben nach rund 746 Millionen Euro. Fällig wird aber in jedem Fall eine Eigenbeteiligung von maximal zehn Euro je Hilfsmittelverordnung.
In den Zahlen zeige sich eine Tendenz, die durchaus positiv zu bewerten sei, erklärte der Verband. Denn Ziel der Kassen sei, dass die Versicherten für ihre Beiträge „hochwertige Hilfsmittel mehrkostenfrei erhalten“. Die Zahlen gehen den Angaben zufolge aus dem dritten Mehrkostenbericht mit Daten des Jahres 2020 hervor.
Bei rund 5,7 Millionen Hilfsmittelversorgungen wurden laut GKV-Spitzenverband Mehrkosten dokumentiert. Dabei sei die Bandbreite der Zuzahlungen groß. Lag sie im vergangenen Jahr bei Hörhilfen bei durchschnittlich 1.234 Euro, waren es bei Einlagen 32 Euro und bei Toilettenhilfen 48 Euro. Für den Bericht wurden insgesamt 28 Millionen Hilfsmittelverordnungen ausgewertet, die ein Ausgabenvolumen der Kassen von rund neun Milliarden Euro hatten.
Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes, verwies auf das geltende Sachleistungsprinzip, wonach eine bedarfsgerechte Versorgung mit Hilfsmitteln ohne Mehrkosten zu gewährleisten sei. „Der Gesetzgeber hat lediglich eine Selbstbeteiligung als Zuzahlung von mindestens fünf Euro, höchstens aber zehn Euro für jedes Hilfsmittel vorgesehen“, sagte er. „Gezahlte Mehrkosten sind also eine freiwillige Entscheidung der Versicherten.“