UN-Kommissar kritisiert Gewalt gegen Flüchtlinge in Tigray

Genf (epd). Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, hat massive Gewalt gegen eritreische Schutzsuchende in der äthiopischen Konfliktregion Tigray scharf kritisiert. Seit Ausbruch der Kämpfe im November gerieten sie zwischen die Fronten, zwei Flüchtlingslager seien komplett zerstört worden, Zehntausende Geflohene hätten erneut flüchten müssen, erklärte Grandi am Dienstag. „Wir haben glaubhafte und bestätigte Berichte erhalten über Vergeltungsschläge, Entführungen, Festnahmen von eritreischen Flüchtlingen und gezielte Gewalt gegen sie aufgrund einer angenommenen Zugehörigkeit zu der einen oder anderen Seite dieses blutigen Konflikts.“

Er sei erschüttert über die generelle Kriminalität, die sich gegen die Schutzsuchenden in den Lagern Mai Aini and Adi Harush richte und vor allem nachts verübt werde, sagte Grandi. Auch seien in den vergangenen Wochen Hunderte Eritreer in der Stadt Shire festgenommen worden. „Gewalt und Einschüchterungen gegen eritreische Flüchtlinge müssen aufhören“, forderte er. Sein Büro habe die äthiopische Regierung und die Regionalregierung in Tigray zu einer Untersuchung aller Vorwürfe aufgerufen. Flüchtlinge hätten ein Recht auf Schutz.

Derweil beschloss der UN-Menschenrechtsrat eine Resolution, die ein Rückzug eritreischer Truppen aus Tigray fordert. Die eritreischen Soldaten, die auf der Seite der äthiopischen Armee gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) kämpfen, befeuerten Berichten zufolge den Konflikt und seien in schwere Menschenrechtsverbrechen involviert, hieß es in dem Dokument.

Auch kritisiert der Beschluss die Menschenrechtslage in der nordäthiopischen Region generell. Zutiefst besorgniserregend seien Darstellungen über schwere Menschenrechtsverletzungen wie willkürlicher Beschuss, außergerichtliche Tötungen, Massaker an Zivilisten, weitverbreitete sexuelle Gewalt, willkürliche Verhaftungen, ethnische Diskriminierung, Vertreibung, Entführung und erzwungene Rückführung von Flüchtlingen sowie die Vernichtung humanitärer Hilfe.

Hintergrund des Konflikts, der im November eskalierte, ist ein Ringen um Macht in Tigray aber auch in der Zentralregierung zwischen Ministerpräsident Abiy Ahmed und der TPLF. Tausende Menschen wurden seither getötet, Hunderttausende vertrieben. Allen Beteiligten werden schwere Verbrechen zur Last gelegt.