Frankfurt a.M. (epd). Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, hält wenig davon, dass Schüler in den Sommerferien den in der Corona-Zeit versäumten Lernstoff aufholen. „Es ist völlig falsch, jetzt in den Ferien Inhalte zu pauken“, sagte Finnern dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nach anderthalb weitgehend vor Computern und Handys verbrachten Jahren sollten Schüler nicht auch noch die Ferien online verbringen.
Um Versäumtes nachzuholen, hat die Bundesregierung ein Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche beschlossen. Bis Ende 2022 stehen zwei Milliarden Euro unter anderem für Ferienfreizeiten, Aufenthalte in Familienferienstätten oder Nachhilfe zur Verfügung. Das sei „relativ viel Geld für relativ wenig Zeit“, betonte Finnern. „Die einfachste Lösung ist natürlich, den Kindern Gutscheine für Nachhilfe in die Hand zu drücken.“
Finnern forderte hingegen Kommunen und Schulträger auf, „gute Ferienangebote“ zu entwickeln: Die Jugendlichen müssten rausgehen in die Natur, Gemeinschaft erleben, „voneinander und miteinander lernen“. Die GEW-Vorsitzende kritisierte, dass die Homeschooling-Zeit „viel zu defizitär und negativ gesehen wird“. Finnern sagte: „Ja, es war eine schwierige Phase, aus der man aber viel lernen kann für das künftige Leben.“
Den Alltag strukturieren, die Organisation des Online-Lernens, der Umgang mit den Programmen - „Kinder und Jugendliche haben enorm viel geleistet.“ Die Gewerkschafterin forderte, von einem „überkommenen Bildungsbegriff“ wegzukommen und in der Bildung nicht nur an Mathe, Deutsch und Englisch zu denken. Das Geld müsse jetzt systematisch in die Schulen fließen, die auf Dauer mehr Personal und eine bessere Ausstattung bräuchten.