Hannover, Nürnberg (epd). Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, will mit Coachingprogrammen die Attraktivität der Pflegeberufe erhöhen. Das Anfang des Jahres gestartete Projekt „Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege“ (GAP) richte sich vor allem an kleinere und mittelständische Pflege-Einrichtungen, erläuterte der Staatssekretär am Mittwoch bei der Fachmesse „Altenpflege“, die nach der Corona-bedingten Absage im vergangenen Jahr diesmal nur digital stattfindet.
„Viele Pflegekräfte sind mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden“, sagte Westerfellhaus. Wenn diese ihre Arbeitszeit verkürzten oder in vermeintlich attraktivere Berufe abwanderten, erhöhe das den Druck auf die verbleibenden Beschäftigten. „Ein echter Teufelskreis.“ Mit dem auf drei Jahre angelegten Projekt GAP soll vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Blick genommen werden. Hierzu sollen speziell geschulte Coaches die Pflegeeinrichtungen analysieren und deren Führungskräfte bei der Umsetzung von Verbesserungen unterstützen.
Die 2020 eingeführte generalistische Pflegeausbildung, die die bisherigen Ausbildungen der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege verbindet, sei ein „ganz wichtiger Schritt“ gewesen, sagte der Pflegebevollmächtigte. Nun sei es erforderlich, dass die Arbeitgeber bessere und einheitlichere Tariflöhne zahlten. Während einerseits die Zahl der Auszubildenden gestiegen sei, gebe es andererseits auch eine steigende Abbrecherquote.
Westerfellhaus plädierte für eine „Rückkehrerprämie“. Es gebe bis zu 180.000 ausgebildete Pflegefachkräfte in Deutschland, die zurzeit nicht im Beruf arbeiteten. „Die würden zurückkommen, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern würden. Das ist ein riesiges Potenzial.“ Auch die Einstellung von Pflegekräften aus dem Ausland müsse erleichtert werden.
Die Messe „Altenpflege“ gilt als Leitmesse der Pflegebranche und wird vom hannoverschen Fachmedienhaus Vincentz Network veranstaltet. Seit 1990 fand die Messe jährlich im Wechsel zwischen Nürnberg und Hannover statt, 2022 zieht sie erstmals nach Essen.