Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Ein Gericht in Äthiopien hat drei Männer für den Tod des politischen Sängers Hachalu Hundessa schuldig befunden. Die Angeklagten wurden laut einem Bericht des Senders BBC von Montagabend wegen Mordes, Verletzung eines Antiterrorgesetzes und Missachtung des Gerichts verurteilt. Das Strafmaß soll am 15. Juli bekanntgegeben werden. Nach der Ermordung Hundesas Ende Juni 2020 hatte es Protesten gegeben, die an manchen Orten in Gewalt umschlugen. Dabei starben mindestens 177 Menschen.
Die Massendemonstrationen führten zur Festnahme von tausenden Menschen, darunter auch Oppositionelle und Journalisten. Menschenrechtler kritisierten, die Regierung missbrauche die Unruhen nach dem Tod Hundessas zur Einschüchterung der Opposition. Die Regierung wiederum warf den oppositionellen Oromo-Nationalisten und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) vor, mit dem Tod des Musikers bewusst ethnische Konflikte anstacheln zu wollen.
Die Oromo sind die größte Bevölkerungsgruppe in Äthiopien, fühlen sich von der Regierung aber benachteiligt und streben mehr Unabhängigkeit an. Mit seinen Liedern unterstützte der ermordete Sänger Hundessa die Oromo-Proteste, die 2018 zum Sturz der Regierung von Ministerpräsident Hailemariam Desalegn und der Amtsübernahme durch Abiy Ahmed geführt hatten. Obwohl Abiy selbst Oromo ist, werfen ihm Oromo-Nationalisten Benachteiligung vor. Im November brach im Norden Äthiopien zudem ein militärischer Konflikt zwischen der Regierung und der TPLF aus, bei dem seither Tausende Menschen getötet wurden.