"Impfen ist Ausdruck von Nächstenliebe", sagte der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrats dem Evangelischen Pressedienst. Das sollten die Religionsgemeinschaften bewerben, "in einer Zeit, in der sich eine gewisse Impfmüdigkeit breitmacht".
Sie sollten dies nicht mit erhobenem Zeigefinger machen, "sondern als Bitte, eine Gruppe der Schwächsten in der Gesellschaft zu schützen", sagte Peter Dabrock. "Gerade für die Kinder, für die noch keine Impfung vorliegt, ist eine hohe Impfquote der sicherste Schutz in der nun anhebenden vierten Welle mit der besonders ansteckenden Delta-Variante", erklärte der Erlanger Theologieprofessor. Eine Impfung sei zwar eine persönliche Entscheidung, "aber mit großem Einfluss auf das Wohlergehen der besonders verletzlichen Gruppe der Kinder".
Moralische Verpflichtung
Sie könnten sich nur sehr gering schützen und würden - wenn sich zu wenige impfen - der Gefahr von Wechsel- oder Online-Unterricht im neuen Schuljahr entgegensehen. Eine Impfung halte er daher für einen Ausdruck von Solidarität, "christlich gesprochen: Nächstenliebe", sagte Dabrock. Eine rechtliche Impfpflicht sollte nicht bestehen, sagte er und ergänzte: "eine moralische sehe ich".
Ärztevertreter und Politiker haben eine Debatte über mögliche Maßnahmen zur Steigerung der Impfbereitschaft angestoßen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden bis zum 4.7. fast 39 Prozent der deutschen Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Mindestens eine Impfdosis haben 56,5 Prozent erhalten. Laut RKI wird angesichts der ansteckenderen Delta-Variante derzeit davon ausgegangen, dass 80 Prozent der Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft sein müssen, um durch die sogenannte Herdenimmunität einen nachhaltigen Schutz für alle zu erreichen.