EKD-Finanzler: "Wir müssen kundenfreundlichere Umgangsweisen finden"
01.07.2021
epd
epd-Gespräch: Karsten Frerichs und Franziska Hein

Frankfurt a.M. (epd). Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Christian Weyer, hat mehr Flexibilität kirchlicher Strukturen gefordert. Alternative Formen der Kirchenmitgliedschaft und Kirchensteuernachlässe seien nicht der richtige Weg, um Mitglieder langfristig an die Kirche zu binden, sagte Weyer dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Was wir ändern sollten, ist das zu starre Verständnis von Gemeindeformen.“

„Wir müssen kundenfreundlichere Umgangsweisen finden“, sagte Weyer. In der evangelischen Kirche verstehe man unter einer Kirchengemeinde immer noch die Ortskirchengemeinde, also eine geografische Größe. „Ich erlebe aber, dass Menschen ihre Gemeinde nicht nach dem Wohnort aussuchen“, sagte der Theologe. Das müsse durchlässiger gestaltet werden.

Der Superintendent aus dem Saarland, der der Evangelischen Kirche im Rheinland angehört, forderte zudem, dass neue Gemeindeformen dauerhaft an Kirchensteuermitteln beteiligt werden sollten. „Im Moment erhalten sie vielleicht Projektmittel für wenige Jahre und können sich danach nicht weiter finanzieren“, sagte er. In einzelnen Landeskirchen gibt es Gemeindeprojekte, die außerhalb der sogenannten Parochie, also der Ortskirchengemeinde, stehen.

In der rheinischen Landeskirche bestehen nach Angaben des Landeskirchenamtes in Düsseldorf jetzt 18 sogenannte Erprobungsräume, in denen innovative und unkonventionelle Formen kirchlichen Lebens getestet werden. Bei den jetzt ausgewählten Projekten handelt es sich unter anderem um eine Jugendkirche in Aachen, die Transkulturelle Gemeinde Weigle-Haus in Essen und die Internationale Evangelische Gemeinde Wuppertal.

Weyer leitet seit Mai in der neu zusammengesetzten EKD-Synode den Haushaltsausschuss. Mit dem 62-Jährigen steht ein Theologe an der Spitze des Gremiums. Er habe großen Respekt vor der Aufgabe gehabt, sagte Weyer. Doch der Ausschussvorsitzende müsse kein Finanzexperte sein. „Er muss aber gut moderieren können und für gute Ergebnisse sorgen.“