Frank Otfried July, Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, wurde am selben Tag geboren wie Bundeskanzlerin Angela Merkel: am 17. Juli 1954. Und er kam im selben Jahr ins Bischofsamt, in dem Merkel das Kanzleramt bezog, nämlich 2005. Nun wird er sogar länger seine Spitzenposition behalten als die CDU-Politikerin, die ihren Chefposten nach der Bundestagswahl in diesem Herbst abgibt. Die württembergische Landessynode, die am kommenden Wochenende (2./3. Juli) tagt, muss eine Bischofswahl für 2022 vorbereiten.
Wer soll dem dienstältesten Bischof in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) folgen? Darüber zerbricht sich demnächst ein Nominierungsausschuss den Kopf, den die Landessynode an diesem Samstag in Stuttgart wählen wird. Dem Ausschuss angehören werden kraft Amtes Synodenpräsidentin Sabine Foth sowie ihre beiden Stellvertreter, Andrea Bleher und Johannes Eißler. Weitere acht Mitglieder wählt die Synode, der Oberkirchenrat entsendet zur Beratung ebenfalls drei Mitglieder.
Auch "Laie" kann Bischof werden
Bei den Wahlvorbereitungen gibt es Unterscheide zur benachbarten Evangelischen Landeskirche in Baden, die im Dezember eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für den scheidenden Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh wählen wird. Während das badische Kirchenrecht verlangt, dass die kandidierende Person ins Pfarramt ordiniert ist, könnte in Württemberg rein rechtlich auch ein Nichttheologe für das höchste Kirchenamt bestimmt werden. Dass sich die Synode für einen "Laien" entscheidet, ist allerdings unwahrscheinlich. Auch setzt man in Württemberg nicht auf Vorschläge aus den Kirchengemeinden, wie das die badische Kirche mit einer Aktion getan hat und wie das schon früher etwa in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck praktiziert wurde.
Die Kandidatenfindung ist in Württemberg kompliziert. Für die Wahl zum Bischof braucht es eine Zwei-Drittel-Mehrheit, damit der Mensch an der Spitze der Kirchenleitung auch tatsächlich einen starken Rückhalt im Kirchenparlament hat. Angesichts der Fraktionierung in der Synode mit ihren 91 Mitgliedern ist diese Mehrheit nicht ganz leicht zu beschaffen. Größter Gesprächskreis ist mit 31 Sitzen die theologisch liberale "Offene Kirche", es folgt die theologisch konservative "Lebendige Gemeinde" (30 Sitze). Das heißt: Die beiden großen Gesprächskreise haben eine Sperrminorität und können praktisch jeden Kandidaten verhindern.
Termin für Amtsantritt steht schon fest
In den Wahlschlachten um das Bischofsamt haben frühere Synoden teilweise gleich mehrere Kandidaten verbrannt. In einem Fall brauchte es sage und schreibe 17 Wahlgänge, bis der neue Bischof feststand. Bei den Wahlvorbereitungen haben die kleineren Gesprächskreise "Evangelium und Kirche" (17 Sitze) und die Reforminitiative "Kirche für morgen" (12 Sitze) ein gewichtiges Wort mitzureden. Aus ihren Kreisen kommen möglicherweise Amtsbewerber, mit denen sich beide große Gesprächskreise anfreunden können. Den 91. Sitz in der Synode nimmt der Vertreter der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen ein.
Am Ende der Nominierungsprozedur dürfen maximal drei Namen auf dem Wahlvorschlag stehen. Diese Frauen und Männer stellen sich dann zunächst nichtöffentlich in den Gesprächskreisen vor und danach öffentlich bei einer Synodentagung. Die Wahl selbst ist für die nächste Frühjahrssynode vorgesehen. Sollte der neue Bischof oder die neue Bischöfin Mitglied der Landessynode sein, muss er oder sie dieses Mandat abgeben.
Während heute noch offen ist, wer im Stuttgarter Oberkirchenrat nächstes Jahr die Führung übernimmt, steht der Termin für den Amtsantritt schon fest: Am 24. Juli 2022 soll der jetzige Bischof July entpflichtet und die nachfolgende Person eingeführt werden. Der SWR wird die Feier übertragen.