Hamburg (epd). Für Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) ist die Corona-Pandemie ein „Weckruf“ für Deutschland, sich mehr Reformen zuzutrauen. Die Pandemie habe deutlich gemacht, in welch hohem Maße dies möglich sei, sagte der CDU-Politiker am Dienstag beim digitalen Deutschen Wirtschaftsforum in Hamburg. Konkret müssten der Katastrophenschutz und die Digitalisierung in der Bildung und der öffentlichen Verwaltung gestärkt werden. Zugleich sei deutlich geworden, wie schwer es ist, tiefgreifende Reformen ohne anhaltenden äußeren Druck durchzusetzen.
Es sei während der Debatten um die Pandemie in den Hintergrund getreten, wie stark die Nahrungsmittelpreise an den Agrarbörsen weltweit gestiegen sind, beklagte Schäuble. Dies werde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu einem dramatischen Anstieg von Hunger in der Welt führen. Die Pandemie habe gezeigt, dass große Krisen nur im Verbund mit anderen Staaten gelöst werden können, betonte Schäuble. Dies gelte in gleichem Maße für die Klimakrise.
Große Entscheidungen der Bundesrepublik seien in der Vergangenheit auch gegen aktuelle Mehrheiten getroffen worden, betonte Schäuble. Er persönlich plädiere für mehr Mut, den Menschen auch Dinge zu sagen, die sie nicht gerne hören. Die Wahlforscher und Kommunikationsexperten der Parteien befürworteten allerdings das Gegenteil, räumte der Bundestagspräsident ein.