Berlin (epd). Die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) haben vergangenes Jahr bundesweit 1.909 antisemitische Vorfälle erfasst. Mehr als ein Viertel (489) hatten dabei einen direkten Bezug zur Corona-Pandemie, wie der Geschäftsführende Vorstand des Bundesverbands Rias, Benjamin Steinitz, am Montag in Berlin bei der Vorstellung der Zahlen sagte. In 284 Fällen habe es sich um antisemitische Inhalte gehandelt, die auf Versammlungen gegen die Corona-Maßnahmen in Reden, auf Schildern oder auf der Kleidung verbreitet wurden.
Drei der vier landesweiten Rias-Meldestellen, die sich im vergangenen Jahr an der bundesweiten Dokumentation beteiligten, registrierten laut Steinitz mehr antisemitische Vorfälle als im Jahr zuvor. In Bayern wurden 30 Prozent, in Berlin 13 Prozent und in Brandenburg drei Prozent mehr Vorfälle dokumentiert. Lediglich in Schleswig-Holstein konnte ein leichter Rückgang um 5 Prozent verzeichnet werden. Rias ist derzeit in sieben Bundesländern aktiv.
Konkret verzeichneten die Meldestellen vergangenes Jahr 1.449 Fälle von sogenanntem verletzenden Verhalten. Dazu gehören Beschimpfungen, aber auch judenfeindliche Plakate und Aufkleber. Zudem registrierten die Meldestellen 167 Sachbeschädigungen, 157 antisemitische Massenzuschriften, 96 Bedrohungen und 39 Angriffe.
Von den Vorfällen waren 677 Personen und 679-mal Institutionen direkt betroffen. Bei der Hälfte (52 Prozent) konnte demnach kein eindeutiger politischer Hintergrund zugeordnet werden. Ein Viertel der Taten kam aus dem rechten Spektrum, 13 Prozent aus dem verschwörungsideologisches Milieu.