Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, gesteht Versagen evangelischen Kirche im Nationalsozialismus ein
© epd-bild/Hans-Juergen Bauer
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, schrieb anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls auf die Sowjetunion an den „Außenminister“ der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, eine Entschuldigung im Namen der evangelischen Kirche. (Archivbild)
Bedford-Strohm benennt Versagen der Kirche bei Vernichtungskrieg
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat das Versagen der evangelischen Kirche im Nationalsozialismus beklagt.

„Anstatt der Stimme des Evangeliums für den Frieden Gehör zu verschaffen, ließen sich, wie wir mit Trauer und Entsetzen bekennen müssen, auch viele fehlgeleitete Vertreter der Evangelischen Kirche auf die propagandistische und auch auf die kirchendiplomatische Unterstützung des Vernichtungskrieges ein“, schrieb er anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 an den „Außenminister“ der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion.

Der bayerische Landesbischof schrieb weiter: „Wir bekennen die Schuld und historische Verantwortung, die wir als Angehörige des deutschen Volkes angesichts unserer Geschichte tragen.“ Es bleibe nur die Bitte um Vergebung für die Schuld „unseres Volkes und unserer Kirche“. Fassungslos blicke er auf diese „tiefsten Abgründe“ menschlichen Denkens und Planens. „Voller Trauer gedenken wir der unzählbar vielen Menschen, die durch dieses unaussprechliche Verbrechen ihr Leben verloren haben.“

Sowjetische Kriegsgefangene bei der Ankunft im Stalag X B Sandbostel (Foto undatiert). Am 22. Juni 1941 begann mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion ein Vernichtungskrieg.

Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begann unter dem Decknamen „Unternehmen Barbarossa“ ein beispielloser Eroberungs- und Vernichtungsfeldzug. Schätzungen zufolge wurden dabei mindestens 27 Millionen Sowjetbürger getötet, darunter 14 Millionen Zivilisten. Damit hatte die Sowjetunion die meisten Opfer des Zweiten Weltkrieges zu beklagen. Insgesamt starben mehr als drei Millionen sowjetische Soldaten in deutscher Gefangenschaft.

Präses Latzel würdigt deutsch-russische Versöhnungsprojekte

Anlässlich des 80. Jahrestags des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die ehemalige UdSSR hat der rheinische Präses Thorsten Latzel die Bedeutung von deutsch-russischen Versöhnungsprojekten hervorgehoben. „Ich bin dankbar dafür, dass wir in einander Menschen sehen können. Menschen mit allem Leid, dass sie erfahren haben, aber auch mit dem Wunder der Versöhnung,“ sagte der rheinische Präses in einem am Montag veröffentlichten Videogruß an die Menschen in der russischen Stadt Pskow. Das Video „Initiative Pskow in der Evangelischen Kirche im Rheinland“ dokumentiert die seit 1991 bestehende Versöhnungsarbeit der rheinischen Kirche.

Er sei dankbar dafür, was in diesen Jahren an Versöhnungsarbeit gewachsen sei, sagte Latzel weiter: „Dankbar für die Gnade, die wir erfahren haben, dass Menschen uns nicht die Schuld unserer Väter und Urgroßväter zurechnen.“ Versöhnung sei ein Wunder, dass „manchmal viele Jahre braucht, das Arbeit erfordert, aber ein Wunder, das uns geschenkt ist“.

Die „Initiative Pskow in der Evangelischen Kirche im Rheinland“ setzt sich den Angaben nach für deutsch-russische Versöhnungsarbeit ein, indem sie Projekte in der russischen Stadt in den Bereichen Behindertenarbeit, Soziales, Bildung, Handwerk, Kultur und Kirche unterstützt und durchführt. Zu den wichtigsten Projekten gehören das Heilpädagogische Zentrum und die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen sowie das Frühförderungszentrum.

Vor 30 Jahren habe die Landessynode unter dem Vorsitz des damaligen Präses Peter Beier einen Beschluss zu dieser Initiative gefasst und eine Delegation nach Pskow geschickt, erklärte die rheinischen Kirche. Die von der evangelischen Kirchengemeinde Wassenberg begonnenen und von der Initiative Pskow weitergeführten Partnerschaftsprojekte hätten unter den Menschen gegenseitiges Vertrauen gestärkt und ungeahnte Perspektiven eröffnet, hieß es.

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