Jahrelang wurde darum gerungen, nun geht es voran: Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam soll bis 2024 eine neue Synagoge für die jüdischen Gemeinden der Stadt bekommen. Der Vertrag zur Errichtung des Sakralbaus wurde am Montag in Potsdam vom Präsidenten der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST), Abraham Lehrer, und Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) in Anwesenheit des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, unterzeichnet. Das Land will das Bauwerk mit rund 13,7 Millionen Euro finanzieren. Baubeginn soll in diesem Jahr sein.
Als letzte Landeshauptstadt der Bundesrepublik werde nun auch Potsdam wieder eine Gemeindesynagoge bekommen, sagte Schuster. Mit einer liberalen Hochschulsynagoge und einem Sakralbau, der sich dem traditionellen Judentum verpflichtet sehe, werde Brandenburg nun zum Vorreiter. „Die Synagoge ist ein Haus für alle“, sagte Lehrer. Neben Gottesdiensten und Lehrstunden soll es in dem Gebäude auch Angebote wie Sozial- und Gesundheitsberatung geben. Das Haus werde allen jüdischen Gemeinden offenstehen.
Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Antisemitismus zu bekämpfen und jüdisches Leben wieder sichtbar zu machen, sagte Schüle. Für beides stehe die Vereinbarung zum Bau des Synagogen- und Gemeindezentrums in unmittelbarer Nähe des Landtags. Das Vorhaben setze ein Zeichen dafür, dass Jüdinnen und Juden in die Mitte der Gesellschaft gehören. „Jüdinnen und Juden in Brandenburg sollen sich wohlfühlen“, sagte Schüle: „Sie sind wir.“ Mit der Vereinbarung vom Montag sei nun die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die jüdischen Gemeinden in Potsdam eine würdige Heimstatt bekommen.
Die Bauausschreibung laufe bereits, sagte Schüle. Das Land errichte das Synagogenzentrum, die ZWST werde die Begleitung des Planungs- und Bauprozesses und in den ersten drei Jahren nach Fertigstellung die Treuhandschaft übernehmen. Dafür soll der jüdische Sozialverband jährlich rund 650.000 Euro vom Land bekommen. Nach drei Jahren soll der jüdische Landesverband das Bauwerk übernehmen, für das eine Stiftung errichtet werden soll.
Sie sei überzeugt, dass der nicht immer einfache Weg zu einer neuen Synagoge nun zu einem guten Ende kommen werde, sagte Schüle. Das Bauvorhaben wurde bereits 2005 im Staatsvertrag des Landes Brandenburg mit dem jüdischen Landesverband festgehalten. Seitdem gab es mehrere Anläufe, den Baustart auf den Weg zu bringen. Dies scheiterte vor allem an einer Kontroverse innerhalb der verschiedenen jüdischen Gemeinden in Potsdam über die Gestaltung des Sakralbaus.
Die historische Potsdamer Synagoge im Stadtzentrum überstand zwar die NS-Pogrome von 1938, wurde jedoch danach von der benachbarten Post genutzt und Ende des Zweiten Weltkriegs im April 1945 bei einem Luftangriff zerstört. Am historischen Standort wurde in der DDR ein Wohnhaus errichtet. Dort erinnert eine Gedenktafel an die alte Synagoge.