Hannover (epd). Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, warnt davor, Leistungen der Krankenversicherung vom individuellen Lebensstil der Versicherten abhängig zu machen. „Der Gedanke klingt zunächst charmant, aber wir kommen sofort auf eine schiefe Ebene, die maximale Ungerechtigkeiten hervorruft“, sagte Wenker am Donnerstagabend bei einer medizinethischen Online-Diskussion der evangelischen Hanns-Lilje-Stiftung mit Sitz in Hannover.
Krankenkassen zögen immer wieder in Erwägung, Nichtraucher, Normalgewichtige oder Fitnessläufer besserzustellen. Doch viele Krankheiten wie Übergewicht seien genetisch bedingt, der Einzelne könne nichts dafür. Zudem ließen sich solche Angaben manipulieren: „Das ist störanfällig ohne Ende“, sagte Wenker. Sie verwies auch auf die Bedeutung der Umwelt auf die Gesundheit: Ob es sauberes Wasser oder gute Luft gebe, lasse sich durch den Einzelnen nicht beeinflussen.
Skeptisch zeigte sie sich gegenüber elektronischen Gesundheitstrackern, die den Schlaf überwachten und Herzfrequenzen oder Schritte zählten. „Die Gefahr dieser Geräte ist, dass Menschen das eigene Körpergefühl verlieren.“ Sie blickten dann zu sehr auf Zahlen, statt sich die Frage zu stellen, wie es ihnen eigentlich gehe. So werde eine „Scheinsicherheit“ erzeugt.