Osnabrück (epd). Aus Sicht des evangelischen Theologen Peter Dabrock hat der Umgang der Regierenden mit der Pandemie das Vertrauen der Bürger in die Politik erheblich beschädigt. „Fast drei Viertel der Todesopfer fallen in die dritte Welle, in der die Politik schwere Fehler gemacht hat und in der die Pandemie-Bekämpfung weitaus effektiver hätte ausfallen können“, sagte der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates der am Sonntag erscheinenden Zeitung „Kirchenbote“ des katholischen Bistums Osnabrück.
Die Politik habe etwa nicht auf Wissenschaftler gehört, die einen konsequenten Lockdown forderten, kritisierte Dabrock. Schwer verzeihlich sei es auch, dass die Regierenden in Bund und Ländern Kinder und Familien links liegen gelassen hätten. Ein Indiz dafür sei, dass es noch immer in kaum einer Schule Luftfilter gebe.
Die Politik müsse sich den Fehlern stellen, um Vertrauen zurückzugewinnen. „Wir können nicht einfach so weitermachen. Das würde die Gesellschaft zur Spaltung bringen“, mahnte der Theologe. Ein Untersuchungsausschuss oder eine Enquete-Kommission sei hierfür jedoch zu wenig. „Wir brauchen eine Art Wahrheits- und Versöhnungskommission“, forderte Dabrock.