Kirchenvorstandswahl in der EKHN läuft digital
© adiruch na chiangmai / stock.adobe/ ekhn/ Kollage
Mit dem Slogan "Meine Wahl!" ruft die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zur Wahl der Kirchenvorstände an diesem Sonntag, 13. Juni, auf.
Hessen-Nassau wählt Kirchenvorstände zum ersten Mal digital
Zum Superwahljahr 2021 trägt auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau bei: Am 13. Juni wählen die Gemeinden neue Kirchenvorstände. Die Pandemie stellt sie vor besondere Herausforderungen, könnte aber auch Wege in die Zukunft zeigen.

Die Kandidaten - junge und alte, Männer und Frauen - lächeln von großen Plakatwänden herunter. Mit einem Slogan begründen sie ihre Kandidatur: "weil mir das Miteinander eine Herzensangelegenheit ist" oder "weil mir meine Stadtkirche am Herzen liegt". Die Evangelische Kirchengemeinde Erbach im Odenwald hat extra eine Werbeagentur eingeschaltet, um Wahlwerbung zu machen. "Wir dachten, wir müssten dieses Mal in die Offensive gehen, nachdem Corona dazu geführt hat, dass die Kirche ein Stück weit aus der Öffentlichkeit verschwunden ist", sagt Pfarrer Bert Rothermel.

Seit Mitte Mai hängen die Plakate, außerdem hat die Gemeinde Anzeigen in der Lokalzeitung geschaltet. "Es gibt die Hoffnung, dass wir die Wahlbeteiligung steigern", sagt Rothermel. Es sei wichtig, ins Gedächtnis zu rufen: "Leute, ihr könnt wählen. Das ist das Kennzeichen der evangelischen Kirche."

Online-Wahl ein "Versuchsballon"

Insgesamt 1,2 Millionen evangelische Christen in rund 1.000 Kirchengemeinden in Hessen und Rheinland-Pfalz hat die hessen-nassauische Landeskirche (EKHN) zur Wahl aufgerufen. Um trotz Corona möglichst vielen das Wählen zu ermöglichen, ist neben einer Präsenz- und einer Briefwahl erstmals auch eine Online-Wahl möglich. 129 Gemeinden bieten das an.

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Eine davon ist die Ringkirche in Wiesbaden. "Es ist spannend, ob das klappt", sagt Pfarrer Ralf-Andreas Gmelin. Der Laptop ist eingerichtet, alles Weitere wird sich am 13. Juni zeigen. Die Gemeinde bietet alle drei Wahlformen an. Mit der Briefwahl habe man schon gute Erfahrungen gemacht. "Was online auf uns zukommt, wissen wir gar nicht." Es könnte die Gruppe der Jugendlichen sein, die über das Internet wählt, vermutet der Pfarrer. Er will versuchen, das hinterher auszuwerten.

Die Online-Wahl sei ein "Versuchsballon", bestätigt Petra Zander, Juristin in der Kirchenverwaltung. Man wollte schon die Jüngeren damit ansprechen, wenngleich auch viele Ältere die Technik nutzten. Am Wahlabend kann jeder bis 18 Uhr wählen. Dann müssen die Ergebnisse ausgewertet werden. "Da halten alle ein bisschen die Luft an".

Neues Format soll Erleichterung schaffen

Die Kandidatensuche stellte viele Gemeinden vor Herausforderungen. "Die Kontaktflächen sind durch Corona nochmal geringer geworden", sagt Steffen Bauer, Leiter der Ehrenamtsakademie der Landeskirche. Allerdings hingen die Probleme nicht nur mit Corona zusammen, betont Alexander Janka, Pfarrer der kleinen Vogelsberg-Gemeinden Nieder-Ofleiden und Haarhausen.

Im ländlichen Raum sei es immer schwierig, genügend Kandidaten zu finden. Die EKHN habe mit einem neuen Wahlsystem Erleichterung geschaffen, denn die Gemeinden müssen keinen Überhang an Kandidaten mehr aufstellen. In diesem Fall brauchen die Kandidaten aber mehr als 50 Prozent der Stimmen.

Im Grunde sei das "nicht mehr wirklich demokratisch", denn die Wähler können nicht auswählen, gibt Janka zu bedenken. Er sieht die Landeskirche vor einer "wesentlichen Entscheidung": Sie sei stolz, hochdemokratisch zu agieren, "aber das funktioniert in der Kleinteiligkeit nicht mehr". Es seien größere regionale Zusammenhänge nötig. Auch Zander hat das Gefühl, dass die Gemeinden durch die Wahlen "ihre Schwierigkeiten noch einmal deutlicher sehen".

Steffen Bauer bemerkt noch etwas anderes. Auffällig sei, dass mehr denn je die Kandidaten die Frage aufwerfen, ob die Amtsperiode wirklich sechs Jahre betragen müsse: "Wer bindet sich heute noch für sechs Jahre?"