Düsseldorf (epd). Eltern drogensüchtiger Kinder in Nordrhein-Westfalen werben für mehr Unterstützung und Selbsthilfe. Am Dienstag ging die landesweite Kampagne „Frag Eltern“ der Arbeitsgemeinschaft der Rheinisch-Westfälischen Elternkreise drogengefährdeter und abhängiger Menschen in NRW (Arwed) an den Start. Man wolle die Leistung der Eltern von drogensüchtigen und drogenkonsumierenden Kindern stärker würdigen, sagte die Arwed-Vorsitzende Christiane Erbel in Düsseldorf. Es gehe darum, sich als Eltern zu dem Problem zu bekennen und „nicht mehr in der Schamecke zu sitzen“, betonte sie.
Die Arwed will bis Anfang September 16 Kommunen in NRW besuchen und auf das Problem aufmerksam machen. Auf Plakaten der Kampagne bekennen sich einige Eltern zur Drogensucht ihrer Kinder, berichten von Schuld- und Schamgefühlen und ermutigen andere, sich zusammenzuschließen. In der Kampagne sei es das erste Mal in Deutschland, dass Eltern sich zu diesem Thema öffentlich zu Wort meldeten, sagte Erbel. In der Drogenpolitik sollte stärker auf die Unterstützung der Familien geachtet werden.
Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen haben 47 Prozent der Eltern in Deutschland Kinder im Alter der Pubertät oder Adoleszenz, die Drogen konsumieren. Drogen seien weiterhin eine „Normalität der Gesellschaft“, sagte Erbel.
Die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig unterstützt die Kampagne der Arwed als „extrem ansprechend“. Die Frage, wie die Gesellschaft mit Suchtkranken und deren Angehörigen umgehe, gehe „uns alle an“, sagte die CSU-Politikerin. Derzeit lebten in Deutschland rund acht Millionen suchtkranke Menschen. „Sucht ist eine Krankheit. Bei einer Krankheit gibt es keine Schuldfrage“, betonte sie.
Die Arwed startet die Kampagne im 30. Jahr ihres Bestehens. Aktuell besteht die Arbeitsgemeinschaft aus landesweit 54 Arbeitskreisen und etwa 1.800 Eltern.