Essen, Berlin (epd). Antisemitismus bei den aktuellen Protesten im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt ist laut dem Internationalen Auschwitz Komitee für Holocaust-Überlebende kaum zu ertragen. „Israel ist für die Überlebenden immer eine Hoffnung gewesen, ein Staat, der ihnen Schutz gibt, der für sie immer ein sicherer Hafen ist“, sagte Christoph Heubner, Vizepräsident des Komitees, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag, online). Gerade die Überlebenden hätten angesichts ihrer traumatischen Erinnerungen immer gehofft, dass für Israelis und Palästinenser ein friedliches Leben möglich sei. Neben einer klaren Ächtung forderte Heubner auch eine konsequente Strafverfolgung von Antisemitismus.
Entscheidend sei nun die Frage, ob es der deutschen Gesellschaft nach der allgemeinen Empörung über die Proteste gelinge, einen Schritt weiter zu gehen, erklärte Heubner. Sie müsse deutlich machen, dass Antisemitismus nicht toleriert wird. „Es war über jahrzehntelang gesellschaftlicher Konsens, dass Antisemitismus zu ächten ist. Aber viele Überlebende zweifeln daran, dass der Konsens heute noch so besteht.“
Der Schriftsteller erklärte, das Internationale Auschwitz Komitee sei besorgt über Veränderungen, die mit juden- und israelfeindlichen Hassparolen auf den propalästinensischen Kundgebungen sichtbar geworden seien. „Jede antisemitische Protestattacke, jede angezündete Israelflagge, jeder durchgestrichene Judenstern, jeder zerstörte Stolperstein, bestätigt, dass in der Gesellschaft etwas ins Rutschen gekommen ist“, mahnte Heubner.