Düsseldorf (epd). Trotz sinkender Inzidenz-Zahlen bleibt einer neuen Studie zufolge die Sorge unter den deutschen Beschäftigten vor einer Corona-Infektion im Job hoch. In der ersten Maihälfte gaben 32 Prozent der Befragten an, sich Sorgen vor einer Ansteckung am Arbeitsplatz oder auf dem Weg zur Arbeit zu machen, teilte das Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch mit. Das sei nur ein minimaler Rückgang gegenüber dem Monat April (34 Prozent).
Besonders betroffen sind laut Studie Beschäftigte mit niedrigen Löhnen. Unter Geringverdienern im untersten Fünftel der Lohnverteilung gaben in der ersten Maihälfte 43 Prozent der Befragten an, sich Sorgen zu machen - verglichen mit 23 Prozent unter Besserverdienenden im obersten Fünftel. Das sei das Ergebnis einer kontinuierlichen Befragung des Portals „Lohnspiegel.de“, an der sich seit April 2020 mehr als 51.000 Beschäftigte beteiligt haben.
„Soziale Ungleichheit hat die Corona-Krise in Deutschland stark geprägt“, sagte Aline Zucco, Expertin für Verteilungsfragen am WSI. „Nicht nur die ökonomischen Lasten der Pandemie sind sehr ungleich verteilt, sondern auch die Gesundheitsrisiken.“
Der enge Zusammenhang zwischen Einkommen und Ansteckungssorgen geht ihren Angaben nach auf zwei wesentliche Faktoren zurück. Erstens sind die Löhne in vielen Tätigkeiten mit hoher Kontaktfrequenz oft relativ niedrig. Dazu zählen die Verkaufsberufe sowie Teile des Bereichs Erziehung und Soziales. Beschäftigte mit akademischer Qualifikation und entsprechend höheren Löhnen üben hingegen häufiger Tätigkeiten ohne direkten Kontakt aus und können ins Homeoffice ausweichen.
Zweitens beträfen Versäumnisse beim betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz Beschäftigte mit geringem Einkommen offenbar häufiger. So sagten in der ersten Maihälfte 2021 unter den Befragten mit niedrigerem Lohn 17 Prozent, dass ihr Arbeitgeber keine ausreichenden Infektionsschutzmaßnahmen getroffen hat - verglichen mit einem Anteil von neun Prozent unter den Besserverdienenden.