Nach tagelangen Massenprotesten mit blutigen Ausschreitungen hat der kolumbianische Präsident Iván Duque soziale Zugeständnisse angekündigt. Man werde einen „Pakt für die Jugend“ schaffen, Räume für einen Dialog mit jungen Leuten errichten und die Studiengebühren für sozial Benachteiligte zeitweise abschaffen, sagte der Staatschef am Dienstag (Ortszeit) in der Stadt Cali. Zugleich verurteilte Duque Gewalt und Straßenblockaden bei den Protesten. Er kündigte an, das Verhalten von Militär und Polizei bei den Demonstrationen werde untersucht. Nach Angaben der Tageszeitung „El Tiempo“ wurden bislang 47 Menschen bei den Protesten getötet.
Zuvor hatte Duque sich zu einem Dialog mit dem nationalen Streikkomitee bereiterklärt. Daran sollen neben Gewerkschaftern, Studenten und Indigenen auch Vertreter der Vereinten Nationen und der Bischofskonferenz teilnehmen.
Hunderttausende Kolumbianerinnen und Kolumbianer protestieren seit Ende April gegen die konservative Duque-Regierung. Auslöser war eine geplante Steuerreform, um die Kosten der Corona-Krise auszugleichen. Gewerkschaften und soziale Bewegungen sahen vor allem die Ärmeren durch die Steuerpläne belastet, die Wohlhabenden jedoch nicht. Duque hat das Vorhaben inzwischen zurückgenommen, doch die Proteste gingen weiter.