Berlin (epd). Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat im Coronajahr 2020 deutlich mehr Anfragen registriert als im Vorjahr, vor allem wegen rassistischer Diskriminierung. Dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Jahresbericht 2020 zufolge stiegen die Beratungsanfragen um 78 Prozent. Als Sondereffekt der Pandemie wertet der Bericht 1.904 Anfragen, in der Mehrzahl zur Maskenpflicht.
Im Jahr des Anschlags von Hanau und der „Black Lives-Matter“-Bewegung bezog sich jede dritte Beschwerde auf rassistische Diskriminierung. Der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle, Bernhard Franke, sagte, „es gibt einen wacheren Blick für Ungleichbehandlung“. Zugleich führe die „Verrohung“ im öffentlichen Leben zu mehr Diskriminierung.
Die zusätzlichen Anfragen durch die Corona-Pandemie kamen überwiegend von Menschen mit einer Behinderung, etwa wenn ihnen der Zugang zu einem Geschäft verweigert worden war, weil sie keine Maske trugen. Franke machte Maskenverweigerer aus ideologischen Gründen mitverantwortlich für die Probleme von Menschen, die wegen einer Behinderung keine Maske tragen können.
Insgesamt bearbeitete die Antidiskriminierungstelle im vergangenen Jahr 6.383 Fälle, 2019 waren es noch 3.580 Anfragen gewesen. Ohne den Corona-Effekt wären die Anfragen im Vergleich zu 2019 um 25 Prozent gestiegen.
Die Stelle berät Menschen, die aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, Religion, Weltanschauung oder sexuellen Identität, einer Behinderung oder ihres Alters Benachteiligungen im Arbeitsleben, beim Mieten einer Wohnung oder bei Alltagsgeschäften erfahren. Gegen Hassnachrichten oder Drohungen im Netz kann die Stelle mit den Mitteln des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) nicht vorgehen.