Neuartige digitale Formate beim Festival Perspectives

Saarbrücken (epd). Das deutsch-französische Festival Perspectives setzt für das Corona-Jahr 2021 auf eine zweigeteilte Ausgabe. Vom 20. bis 29. Mai seien Digitalformate zu erleben, vom 29. Juli bis 1. August Open-Air-Veranstaltungen geplant, sagte Festivalleiterin Sylvie Hamard am Dienstag bei einer virtuellen Vorstellung in Saarbrücken. „Eigentlich lebt ein Festival davon, dass es ein Treffen zwischen Künstler, Publikum und Festivalteam gibt.“ Die im Mai zu sehenden Stücke seien allerdings speziell für das Digitale konzipiert worden. Zudem sei nach jeder Vorführung ein Künstlergespräch geplant.

Den Anfang macht die Live-Performance „werther.live“ vom Kollektiv „punktlive“. Das Stück zeige, wie aktuell ein Briefroman wie „Die Leiden des jungen Werther“ sein könne, sagte Hamard. Werther lernt Lotte bei Ebay-Kleinanzeigen kennen, Liebesbriefe werden zu Chats und Spaziergänge im Wald zu einem Treffen per Webcam. „Jeden Abend entsteht das Stück live“, betonte sie. Dabei kämen sowohl Auszüge aus dem Originaltext als auch normale Sprache vor. „werther.live“ wurde bereits mit dem Deutschen Multimediapreis ausgezeichnet.

Zu den weiteren Stücken gehört der kooperative Wohnzimmer-Krimi „Lockdown“ von „machina eX“. „Bei dieser spielerischen Produktion wird das Smartphone zur Bühne und das Sofa zum Spielfeld für das Publikum, um die verschollene Tess zu finden“, erklärten die Festivalmacher. Über den Messenger Telegram erlebten die Teilnehmer eine digitale Schnitzeljagd.

Nach Telegram lädt auch das Theaterkollektiv „vorschlag:hammer“ für ihren Live-Krimi „Twin Speaks“ ein. Angelehnt an David Lynchs Fernsehserie „Twin Peaks“ begleiten die Zuschauer über Sprachnachrichten, Videos und Sticker ein Ermittlerduo in der Schweizer Kleinstadt Birsfelden.

Der Künstler Oliver Zahn bietet wiederum per Zoom einen digitalen Performance-Essay unter dem Titel „Lob des Vergessens - Teil 2“ an. Bei Recherchen in einem ethnografischen Tonarchiv zur Vertreibung Deutscher entdeckt Zahn demnach ein Volkslied über Flucht und Ankunft in einer neuen Heimat, welches ihn in seinen Bann zieht. Die Zuschauer beobachten, was der Künstler auf seinem Desktop macht.

In Kooperation mit dem deutsch-französischen Sender Arte ist am 20. und 21. Mai der Dokumentarfilm „Der Schwarm - Die Compagnie XY im Höhenflug“ vor seiner Ausstrahlung im Fernsehen zu sehen. Am 26. Mai ermöglicht der Zirkuskünstler Kolja Huneck in einem Livestream einen Blick hinter die Kulissen seines Stücks CM_30.

Das Programm für den zweiten Teil stelle das Team erst kurzfristig vor, betonte Hamard, da sich vieles noch ändere.

Das deutsch-französische Festival Perspectives wurde 1978 als „Woche des jungen französischen Theaters“ gegründet. Träger des Festivals sind die Stiftung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit, das französische Département Moselle, die saarländische Landesregierung und die Landeshauptstadt Saarbrücken.