Köln (epd). Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, fordert in der kommenden Legislaturperiode des Bundestages die Einrichtung einer Enquetekommission zur Bekämpfung von Kinderpornografie. Es gehe darum, eine „neue Ausbalancierung“ zwischen Datenschutz und Kinderschutz zu finden, sagte Rörig am Dienstag im „Morgenecho“ bei WDR 5. Es dürfe nicht sein, dass der Datenschutz den Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch verhindere.
Rörig sprach sich dafür aus, dass Internetprovider gesetzlich dazu verpflichtet werden, mögliche Hinweise auf Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch dem Bundeskriminalamt (BKA) zu melden. IP-Adressen sollten nicht vorzeitig gelöscht und die Mindestspeicherdauer von Quell-IP-Adressen verlängert werden. Dieser Schritt sei auch deshalb nötig, weil vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie die Nachfrage nach kinderpornografischen Inhalten im Netz offenbar deutlich gestiegen sei.
Am Montag hatte das BKA bekanntgegeben, dass eine im Darknet operierende Plattform zur Verbreitung kinderpornografischer Inhalte zerschlagen wurde. Sieben Objekte in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg wurden durchsucht, drei Beschuldigte festgenommen. Die Plattform mit dem Namen „Boystown“ existierte seit spätestens Juni 2019 und soll weltweit mehr als 400.000 Mitglieder gezählt haben.