Hannover (epd). Wissenschaftler aus aller Welt starten an diesem Montag (3. Mai) unter Beteiligung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eine internationale Kampagne rund um das Li-Fraumeni-Syndrom (LFS). Sie wollen einen Monat lang über die seltene Erkrankung informieren, die das Risiko drastisch erhöht, an Krebs zu erkranken, teilten die MHH und der deutsche Zweig der internationalen „Li-Fraumeni Syndrom Association“ am Sonntag mit. Beide kämpfen dafür, das LFS bekannter zu machen, damit Betroffene und ihre Familien besser versorgt werden.
Kennzeichen für das Li-Fraumeni-Syndrom ist, dass gehäuft Krebserkrankungen im jungen Alter in einer Familie auftreten. Dazu zählen vor allem Brustkrebs, Gehirntumore, Nebennierenrinden-, Knochen- und Weichteilkrebs. Meist werde das LFS auf der Basis der zahlreichen Krebsfälle in einer Familie vermutet und über Veränderungen im TP53-Gen diagnostiziert, erläuterte Professor Christian Kratz, Leiter des Zentrums für seltene Erkrankungen an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Er forscht seit Jahren über erbliche Krebserkrankungen. Das Li-Fraumeni-Syndrom ist sein Spezialgebiet.
TP53 sei ein sogenanntes Tumorsuppressor-Gen, das den Körper vor Krebs schütze, erläuterte Kratz. Es sei eine Art „Krebspolizei“, die bei Betroffenen mit LFS nicht funktionsfähig sei. Nicht selten erkrankten Menschen mit LFS im Laufe ihres Lebens mehrfach an Krebs. Daher benötigen sie Früherkennungs-Untersuchungen. „Diese verlängern nachweislich das Gesamtüberleben und zielen darauf ab, eine Krebserkrankung frühzeitig, in einem heilbaren Stadium, zu erkennen.“
Forscher suchten zudem weiter nach Krebspräventionsmaßnahmen, der richtigen Früherkennung und individuellen Therapieansätzen. Die Forschung und Zusammenarbeit mit Betroffenen sei ein zentrales Anliegen der internationalen „Li-Fraumeni Syndrom Association“, sagte Claudia Sablowski, stellvertretende Vorsitzende der deutschen Sektion. „Krebs berührt fast jeden von uns in irgendeiner Weise.“ Die LFS-Forschung habe auch Auswirkungen auf die Behandlung und Prävention für Krebspatienten im Generellen. Sablowskis Sohn Henning hatte LFS und starb vor rund einem Jahr an Knochenkrebs.