Rom (epd). Die „Sea-Watch 4“ hat nach dem sechsten Rettungseinsatz im Mittelmeer binnen drei Tagen 455 Flüchtlinge an Bord. In der Nacht auf Sonntag rettete die Besatzung weitere 51 Migranten, teilte „Sea-Watch“ auf Twitter mit. Das Schiff benötige dringend einen sicheren Hafen für die an Bord befindlichen Geretteten.
Die Besatzung wurde überdies Zeuge von Misshandlungen von Flüchtlingen durch die libysche Küstenwache. „Sea Watch“ veröffentlichte auf Twitter ein Video, auf dem Personen, die den von der EU geförderten libyschen Einheiten angehören sollen, von einem Motorboot aus auf Flüchtlinge in einem Schlauchboot einschlagen, um sie zur Umkehr zu zwingen.
Derweil erreichte die „Ocean Viking“ von der Organisation SOS Méditerranée mit 236 Geretteten an Bord den Hafen von Augusta in Sizilien. Die Besatzung hatte die Menschen am Dienstag vor der libyschen Küste aus zwei überfüllten Schlauchbooten an Bord geholt. 114 von ihnen sind den Helfern zufolge unbegleitete Minderjährige.
Die „Sea-Watch 4“ wurde im vergangenen Jahr mit Hilfe von kirchlichen Spenden zur Rettung von Flüchtlingen ins Mittelmeer geschickt. Nach ihrer ersten Rettungsmission wurde sie im Hafen von Palermo festgesetzt und erst im März durch einen Gerichtsbeschluss wieder freigegeben. Betreiber ist der 2015 gegründete Berliner Verein Sea-Watch.
Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt. Seit Jahresbeginn kamen nach UN-Angaben bei dem Versuch, auf diesem Wege nach Europa zu gelangen, bereits 599 Menschen ums Leben. Im gleichen Zeitraum 2020 waren es 278.