München (epd). Eltern können durch Homeoffice im Corona-Lockdown Familie und Beruf laut einer neuen Studie nur bedingt besser miteinander vereinbaren. Vor allem Mütter könnten nicht im gleichen Maße profitieren wie Väter, teilte das Deutsche Jugendinstitut (DJI) in München am Donnerstag mit. Abhilfe schaffe dagegen die Notbetreuung für Kinder: Diese führe dazu, dass "negatives Erziehungsverhalten" wie häufiges "Wütend werden" nicht zunehme. Diese Wirkung sei auch Monate nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 noch deutlich messbar. Das erklärte das Institut zur Veröffentlichung seiner Studie "Aufwachsen in Deutschland 2019 - Alltagswelten von Kindern, Jugendlichen und Familien" (AID:A).
Wie aus der Studie hervorgeht, hatte Homeoffice auch schon vor der Corona-Pandemie unterschiedliche Auswirkungen auf die Eltern: Väter hätten häufiger Probleme, ihrer Familie aufgrund beruflicher Anforderungen gerecht zu werden. Mütter dagegen hätten häufiger Schwierigkeiten, ihrer beruflichen Rolle aufgrund von Familienanforderungen nachzukommen. Selbst vollzeitbeschäftigte Mütter fühlten sich mehr in der Familienverantwortung als Väter in jeder Erwerbskonstellation. In dem Maße, wie Homeoffice mit Mehrarbeit einhergehe, erhöhten sich die Risiken für beruflich bedingte Konflikte, vor allem für Mütter, lautet das Ergebnis der Studienmacher.
Weiteres Fazit aus der Corona-Zeit: Kinder und Jugendliche schließen Freundschaften weiterhin vor allem in der Schule - ausgestaltet und vertieft werden sie dann online und offline. "Analoge und digitale Welten stehen sich somit nicht gegenüber, sondern ergänzen und verbinden sich", heißt es in der Mitteilung des Instituts. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020, als auch die Schulen geschlossen waren, hätten sich die jungen Menschen aber vor allem an ihre Eltern und ihre Peers gewandt. Vor allem beim Homeschooling kommt es aufs Elternhaus an: Wer aus benachteiligten Haushalten kommt, ist technisch weniger gut ausgestattet für den Distanzunterricht.
AID:A-Befragungen des Deutschen Jugendinstituts gab es bereits 2009 und 2014. Für die dritte Hauptbefragungswelle 2019 wurden Daten von allen Personen im Altersspektrum bis einschließlich 32 Jahre und von allen Eltern von Minderjährigen in über 6.300 Haushalten erhoben. Daran schließt eine Corona-Befragung im Jahr 2020 und eine derzeit beginnende Wiederholungsbefragung der Teilnehmenden im Jahr 2021 an.