Der Theologische Vorstand des Oberlinhauses, Matthias Fichtmüller, sprach auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz von einer "großen Erschütterung im Selbstverständnis" für alle Mitarbeitenden. Es werde "eine Weile brauchen, bis wir das alles verstehen", sagte Fichtmüller.
In der Nacht zum Donnerstag waren nach Polizeiangaben in verschiedenen Krankenzimmern des Oberlinhauses vier getötete Menschen und eine schwer verletzte Person gefunden worden. Die Verletzungen seien nach bisherigen Erkenntnissen auf schwere äußere Gewalt zurückzuführen. Eine dringend tatverdächtige 51-jährige Mitarbeiterin des Krankenhauses sei vorläufig festgenommen worden. Motiv, Tathergang und die genauen Umstände seien noch unklar.
Landeskirche und Landtag nehmen Anteil
"Wir sind entsetzt und erschüttert über dieses Verbrechen an den Schwächsten und Schutzbedürftigsten in unserem diakonischen Haus", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Bischof Christian Stäblein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und den Vorständinnen Barbara Eschen und Andrea Asch vom Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. "Wir denken an die Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, die sicherlich nun verunsichert sind und Partner ihrer Lebensgemeinschaft verloren haben." Stäblein, Eschen und Asch betonten: "Es ist ein trauriger Tag, ein schwarzer Tag für uns alle in Diakonie und Landeskirche." Mit Gedanken und Gebeten sei man jetzt bei allen, die trauern.
Im betroffenen Thusnelda-von-Saldern-Haus der Oberlin Lebenswelten leben nach Angaben der Bereichsleiterin Wohnen, Tina Mäueler, mehr als 60 Menschen. Diese müssten ungeachtet der erschütternden Vorgänge weiter betreut werden. Bei den vier Getöteten handelt es sich laut Fichtmüller und Mäueler um Bewohner, die allesamt schon lange Zeit dort lebten, zwei davon bereits seit dem Kindesalter.
Der Brandenburger Landtag hat den Angehörigen Mitgefühl und Anteilnahme ausgesprochen. "Die schreckliche Bluttat in der vergangenen Nacht" erfülle den Landtag "mit Entsetzen und mit viel Traurigkeit", sagte Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) kurz vor Beginn der Plenarsitzung. Wenn etwas so Unfassbares und so Entsetzliches geschehe, sei es schwer, Worte dafür zu finden.
Gedenkgottesdienste geplant
Das Oberlinhaus hatte auf seiner Webseite zunächst eine kurze Mitteilung veröffentlicht. "Wir Oberliner trauern um vier Menschen, die heute Nacht sterben mussten", hieß es dort. "All unsere Sorge und unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Betroffenen. Unsere Anteilnahme gilt auch den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern, die nun mit dem Verlust leben müssen, und unseren Kolleginnen und Kollegen im Thusnelda-von-Saldern-Haus der Oberlin Lebenswelten", hieß es weiter unter der Überschrift "Trauer im Oberlinhaus". "Unsere Gebete gelten weiterhin der Bewohnerin, die heute Nacht schwer verletzt wurde."
Der evangelische Sozialkonzern Oberlinhaus mit rund 150-jähriger Tradition gilt mit rund 2000 Beschäftigten als einer der größten Arbeitgeber in Potsdam. Das Oberlinhaus hat 15 Tochtergesellschaften an 26 Standorten in Potsdam, Michendorf, Bad Belzig, Kleinmachnow, Werder (Havel), Berlin und Wolfsburg.
Am 29. April um 19 Uhr ist nach Worten Fichtmüllers eine Gedenkandacht in der Oberlinkirche geplant. Einen Gedenkgottesdienst für die Getöteten und deren Angehörige solle es in zwei Wochen geben.