Berlin (epd). Der Deutsche Städtetag fordert ein Zwei-Milliarden-Euro-Hilfsprogramm für Kinder und Jugendliche zur Linderung der sozialen Folgen der Corona-Pandemie. Gerade bei denjenigen, die sozial benachteiligt seien, entwickelten sich echte Lebenskrisen, sagte Vizepräsident Markus Lewe nach einer virtuellen Sitzung des Gremiums. Seit Monaten lägen soziale Kontakte brach, es gebe kaum Treffen mit Freunden, kein Training in den Sportvereinen, Feriencamps würden abgesagt. Viele Jugendliche könnten keine Zukunftspläne machen, weil Ausbildungsplätze schwerer zu finden seien, sagte Lewe, der auch Oberbürgermeister in Münster ist.
Ein Milliarden-Paket vom Bund könnte nach Angaben des Städtetags als ersten Schritt Nachhilfestunden, Sportangebote, Sommercamps und Sprachschulungen finanzieren. Es gehe dabei um Bildungschancen genauso wie um eine gesunde körperliche und seelische Entwicklung, betonte Lewe. Die Gelder müssten dafür in die örtlichen Strukturen und zusätzliches Personal fließen: in Schulen, Bibliotheken, Jugendzentren, Familienberatungsstellen und die Jugendhilfe aber auch in Schuldner- oder Suchtberatung. Außerhalb des Schulunterrichts könnten mit den Finanzmitteln Räume organisiert werden, in denen Kinder und Jugendliche betreut würden und Zugang zum Internet oder zu einem ruhigen Lernort hätten.
Aufgestockt werden müsse zudem das Bildungs- und Teilhabepaket, über das Kinder und Jugendliche aus Hartz-IV-Familien Zuschüsse etwa für die Mitgliedschaft im Sportverein oder für Musikunterricht erhalten. Ehrenamtliches Engagement müsse gestärkt werden.
Die Bundesregierung berät aktuell bereits über ein "Corona-Aufholpaket" im Umfang von zwei Milliarden Euro.