Berlin, Essen (epd). In der Debatte um geplante Lockerungen der Corona-Auflagen für Geimpfte und Genesene fordert die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) Rücksichtnahme gegenüber Menschen ohne Impfung. Ihr sei wichtig, dass mit den neuen Regelungen "auch Rücksicht auf die Menschen genommen wird, die derzeit noch keine Impfung haben können", sagte Dreyer den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). "Hier spreche ich ganz ausdrücklich die jungen Menschen und Familien an, die seit über einem Jahr in großer Disziplin und Solidarität die Schutzmaßnahmen eingehalten haben, um vor allem andere zu schützen."
Deutschland befinde sich in der dritten Welle, vielerorts gelte die Bundesnotbremse samt Ausgangsbeschränkungen, sagte Dreyer weiter. "Deswegen brauchen wir jetzt auch die Solidarität der Geimpften", mahnte die Ministerpräsidentin.
Die SPD-Politikerin sieht aber auch die Notwendigkeit für Lockerungen. Je mehr Menschen geimpft seien, desto drängender stelle sich die Frage, "welche Schutzmaßnahmen noch aufrechterhalten werden müssen, weil von Genesenen und Geimpften deutlich weniger Gefahr ausgeht, das Virus auf andere zu übertragen", erklärte sie. Ein bundeseinheitlicher Umgang mit Geimpften, Getesteten und Genesenen sei wichtig. Sie halte es für sinnvoll, "dass überall dort, wo ein negativer Antigentest eine Ausnahme beziehungsweise eine Erleichterung ermöglicht, diese automatisch auch für Geimpfte und Genesene gilt". In Rheinland-Pfalz würden Geimpfte 14 Tage nach Verabreichung der zweiten Dosis mit negativ Getesteten gleichgestellt.
Die Bundesregierung berät in der kommenden Woche im Kabinett über eine Verordnung zur Aufhebung der Grundrechtseinschränkungen für Corona-Geimpfte. Nach dem Kabinettsbeschluss müssen Bundestag und Bundesrat über die Verordnung entscheiden. Der Bundestag kommt das nächste Mal Mitte Mai zu einer Sitzungswoche zusammen, der Bundesrat tagt am 28. Mai. Beim Impf-Treffen von Bund und Ländern am Montag war keine Entscheidung über den Umgang mit Geimpften getroffen worden.