Berlin (epd). Kinder und Jugendliche tragen einer Studie zufolge in ganz unterschiedlich geprägten Ländern die Hauptlast der Corona-Pandemie. Zu diesem Zwischenergebnis kommt die am Dienstag präsentierte fünfte Kinderstudie der internationalen Hilfsorganisation World Vision, die die aktuelle Lebenssituation von Kindern in Deutschland und Ghana untersuchte. "Für beide Länder müssen wir feststellen, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie Kinder diskriminieren, weil ihre Lebensbereiche wesentlich stärker eingeschränkt werden als die der Erwachsenen", sagte Studienleiterin Caterina Rohde-Abuba.
In beiden Ländern wurden jeweils 15 Kinder zwischen 6 und 16 Jahren nach ihren Erfahrungen befragt. Vor allem im Bereich Homeschooling habe es viele übereinstimmende Aussagen gegeben. So kritisierten sie mangelnde technische Ausstattung und nicht bedarfsorientierte Angebote. Kritisiert wurde auch, dass die Schule von den Erwachsenen zu wenig als wichtiger Sozialraum für Treffen und Austausch wahrgenommen werde.
In beiden Ländern hätten Kinder in der Pandemie deutlich mehr häusliche Aufgaben übernommen, etwa bei der Betreuung jüngerer Geschwister, sagte Rohde-Abuba. Viele fühlten sich zudem beim Homeschooling alleingelassen, weil die Eltern voll berufstätig sind.
Als ungerecht wird empfunden, dass die Arbeitswelt der Erwachsenen und der Profisport nahezu uneingeschränkt weiter funktionierten, während die Kinder sich massiv einschränken müssten. Für die Studie sind im Sommer weitere Umfragen unter je 2.000 Kindern in Ghana und Deutschland geplant. Die Ergebnisse werden 2023 veröffentlicht.