Berlin (epd). Das Land Berlin hat sich mit zwei Betroffenen des sogenannten Kentler-Experiments auf substanzielle finanzielle Leistungen geeinigt. Damit solle das erlittene Leid anerkannt werden, teilte die Senatsjugendverwaltung am Dienstag mit. Beide Seiten hätten Stillschweigen über den Inhalt der getroffenen Vereinbarung vereinbart.
Laut einem Mitte 2020 vorgelegten Expertenbericht war es in der Verantwortung der früheren West-Berliner Kinder- und Jugendhilfe bei der behördlichen Vermittlung von Pflegekindern zu sexuellem Kindesmissbrauch gekommen. Schlüsselfigur war der Professor für Sozialpädagogik, Helmut Kentler.
Der 2008 gestorbene Kentler war in den 1960er und 1970er Jahren Abteilungsleiter am Pädagogischen Zentrum Berlin und anschließend Professor für Sozialpädagogik in Hannover. Im Rahmen eines von ihm initiierten "Experiments" waren Pflegekinder mit dem Ziel der Resozialisierung bewusst an pädophile Pflegeväter vermittelt worden.
Berlins Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) zeigte sich "erleichtert, dass es gelungen ist, trotz der komplexen rechtlichen Situation eine Einigung im gegenseitigen Einvernehmen zu erzielen". Sie hoffe, dass diese zur Linderung des erlittenen Leids beitrage. Scheeres betonte: "Das Land Berlin übernimmt damit eine moralische Verantwortung, die unabhängig von strafrechtlichen Verjährungsfristen ist." Ihre Senatsverwaltung unterstütze zudem die Weiterführung des Aufarbeitungsprozesses mit einem dritten Forschungsauftrag. Der Fokus werde dabei auf über Berlin hinausgehende pädophile Netzwerkstrukturen gerichtet.