Genf (epd). Die Weltgesundheitsorganisation hat die Staatengemeinschaft zu mehr Zusammenhalt im Kampf gegen die Corona-Pandemie aufgerufen. Die Nationen müssten sich als Mitglieder einer Familie und nicht als Rivalen verstehen, betonte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag in Genf.
Anlässlich des ersten Jahrestages der Gründung des internationalen Gesundheitsprogramms gegen Covid-19 hielt Tedros fest, dass der Zugang zu Impfstoffen, Diagnostika und Behandlungen zwischen armen und reichen Ländern noch immer sehr ungleich sei. Deshalb stürben weiter Menschen rund um die Welt an Covid-19.
Das Gesundheitsprogramm mit dem Namen Act Accelerator brauche für das laufende Jahr weitere 19 Milliarden US-Dollar (knapp 16 Milliarden Euro). Im Vergleich zu den Billionen Euros, die Regierungen zur Stützung ihrer Volkswirtschaften einsetzten, sei das ein überschaubarer Betrag.
Wie die WHO zudem mitteilte, kommt es aufgrund der Corona-Pandemie weiter zu Störungen und Einschränkungen in den Gesundheitssystemen von 90 Prozent der Länder. Die Länder beklagten Probleme in mehr als einem Drittel aller Bereiche des Gesundheitswesens, hieß es in einer Studie. Im Sommer 2020 habe es noch Probleme in rund der Hälfte aller Felder der Gesundheitssysteme gegeben.
Von den Einschränkungen seien besonders folgende Bereiche betroffen: Medizinische Hilfe für mentale, neurologische und suchtbedingte Krankheiten, Tropenkrankheiten, Tuberkulose, HIV-Aids, Hepatitis B und C sowie Krebserkennung. Die Lockdowns, Grenzabriegelungen und Betriebsschließungen, die zur Eindämmung der Corona-Pandemie eingeführt wurden, wirkten sich negativ auf das gesamte Gesundheitswesen aus.
Das Netzwerk Act Accelerator wurde am 23. April 2020 unter Federführung der WHO gegründet, fast alle Staaten und viele internationale Organisation wirken mit. Act Accelerator verfolgt das Ziel, weltweit die schnellstmögliche Bereitstellung von medizinischen Diagnoseinstrumenten, Medikamenten und Impfstoffen gegen Covid-19 sicherzustellen. Besonders in Entwicklungsländern sollen die Menschen mit Heilmitteln und Vakzinen versorgt werden.
Bekanntestes Teilprogramm von Act ist Covax, das Impfprogramm. Insgesamt will Covax in diesem Jahr rund zwei Milliarden Impfdosen gegen Covid-19 ausliefern, die meisten davon sind für Entwicklungsländer bestimmt. Allerdings händigte Covax bislang erst 40,5 Millionen Dosen aus. Covax braucht dringend weitere Gelder und seine Verantwortlichen klagen über Lieferengpässe in der Pharmaindustrie.