Washington/Minneapolis (epd). Der Schuldspruch gegen den früheren Polizisten Derek Chauvin ist in den USA mit Erleichterung aufgenommen worden. Nach dem dreiwöchigen Prozess hatte ein Geschworenengericht in Minneapolis (US-Staat Minnesota) Chauvin am Dienstag (Ortszeit) des Mordes für schuldig befunden. Der weiße Polizist hatte am 25. Mai 2020 den Afro-Amerikaner George Floyd bei einer brutalen Festnahme getötet. Empörung über den mit einem Handy aufgezeichneten Todeskampf des Opfers führten zu landesweiten Protestkundgebungen, die mehrere Monate anhielten.
Erleichterung über das Urteil könne den Schmerz über den Verlust nicht nehmen, sagte Vizepräsidentin Kamala Harris. Es bringe die USA jedoch "einen Schritt näher" zur Gerechtigkeit. Die USA habe eine lange Geschichte des Rassismus. Präsident Joe Biden sagte, aus dem Urteil könne eine "bedeutende Veränderung" resultieren.
Das Strafmaß für Chauvin wird in etwa acht Wochen verkündet. Dem Verurteilten droht eine lange Haftstrafe. Drei Polizisten wird Beihilfe zum Mord vorgeworden. Das Verfahren gegen Tou Thao, Alexander Kueng und Thomas Lane soll im Sommer stattfinden. Auf eine Zivilklage von Floyds Familie hin hatte die Stadt Minneapolis im März den Hinterbliebenen 27 Millionen Dollar Schmerzensgeld gezahlt.
Der Bruder des Ermordeten, Philonise Floyd, sagte, er werde weiter für Gerechtigkeit und Leben eintreten. Doch "heute können wir wieder atmen". Der Generalstaatsanwalt von Minnesota, Keith Ellison dankte den "zahllosen Menschen" im ganzen Land, die Gerechtigkeit für George Floyd verlangt hätten. Der Rechtsanwalt der Familie Floyd, Ben Crump, sprach von einem "Wendepunkt in der Geschichte".
Beim Prozess hatten mehr als 40 Menschen ausgesagt, vornehmlich Augenzeugen und Experten. Mehrere Vertreter der Polizei von Minneapolis belasteten Chauvin. Er habe gegen Vorschriften verstoßen. Cauvin sagte nicht aus.
Auch Kirchenvertreter begrüßten das Urteil. Kein Urteil könne das Leid der Familie Floyd lindern, sagte die leitende Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, Elizabeth Eaton. Die katholische Bischofskonferenz betonte, die "Ereignisse nach George Floyds Tod" hätten die Dringlichkeit der Versöhnung unterstrichen. Die "Nation ist zutiefst gespalten bei der Frage, wie man das Unrecht wiedergutmachen kann". Ungeachtet des Urteils sei George Floyds Ermordung "ein Symptom einer tiefliegenden Krankheit" in der Gesellschaft, sagte der für Minnesota zuständige Bischof der anglikanischen Episkopalkirche, Craig Loya.