Köln (epd). Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat die Einberufung eines Gipfels zur Bewältigung der Folgen von Corona für Kinder, Jugendliche und Familien in Deutschland gefordert. "Der Sicherung der Kinderrechte muss jetzt höchste Priorität eingeräumt werden", sagte der Vorstandsvorsitzende von Unicef Deutschland, Georg Graf Waldersee, am Dienstag bei der Online-Präsentation des Unicef-Berichts zur Lage der Kinder in Deutschland 2021.
Es mehrten sich die Hinweise, dass derzeit viele Familien an ihre Grenzen stießen, heißt es in dem Bericht. Demnach gaben bei einer aktuellen Befragung mehr als die Hälfte von 1.000 Eltern in Deutschland an, dass die Kontaktbeschränkungen sowie die Schließung von Schulen und Kindertagesstätten den Stress in ihren Familien deutlich erhöht haben. Ein Teil berichtete zudem von einem gestiegenen aggressiven Verhalten gegenüber den Kindern.
Laut dem Bericht waren schon vor der Pandemie mehr als jedes fünfte Mädchen und nahezu jeder siebte Junge im Alter von 15 Jahren unzufrieden mit ihrem Leben. "Dass ein signifikanter Teil der Jungen und Mädchen ohne Zuversicht in die Zukunft geht, ist richtig schlimm", betonte Waldersee. Im Hinblick auf das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen lande Deutschland im Vergleich zu anderen Industriestaaten lediglich im Mittelfeld. Auffällig sei vor allem die relativ hohe Unzufriedenheit von Mädchen und jungen Frauen, sagte der Autor des Berichts, Hans Bertram. 16 Prozent von ihnen schätzten sich als depressiv ein, 13 Prozent erhielten verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel. "Damit weicht Deutschland signifikant von anderen Ländern ab."