Bonn (epd). Organisationen zur Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen äußern sich angesichts wachsender Versorgungsengpässe in Pandemie-Zeiten alarmiert. Steigende Corona-Infektionszahlen und Intensivstationen, die keine Patienten mehr aufnehmen können, seien für Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs besorgniserregend, erklärten die Deutsche Krebshilfe, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und die Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) am Montag. Die Krebssterblichkeit werde nach oben schnellen. Die Politik dürfe nicht allein auf einen schnellen Impferfolg setzen.
Sollte sich die Lage nicht kurzfristig entspannen, drohe ein Kollaps des Versorgungssystems, hieß es. Der Vorstandsvorsitzende der Krebsforschungszentrums, Michael Baumann, sagte, die Langzeitfolgen für Krebspatienten, die heute nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt werden können, seien noch gar nicht absehbar. "Wir werden zukünftig mit vielen Patienten konfrontiert werden, deren Krebserkrankung zu spät entdeckt wurde und deren Heilungschancen dadurch verringert sind."
Krebshilfe, DKFZ und DKG fordern die Politik dazu auf, die Versorgungskapazitäten in den Krankenhäusern, insbesondere in den Krebszentren, für Tumorpatienten sicherzustellen. Schon nach der ersten Pandemie-Welle im Frühsommer des vergangenen Jahres hatten die Organisationen von der Politik krisensichere Strategien für das Gesundheitssystem zu entwickeln. "Eine solche Strategie haben wir politisch bis heute nicht wahrgenommen", kritisieren die Organisationen und werfen der Politik vor, sich zu sehr auf einen schnellen Erfolg der Corona-Impfung verlassen zu haben.