Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Gesellschaft zur Anteilnahme mit Angehörigen von Corona-Opfern aufgefordert und Mitmenschlichkeit angemahnt. "Wir wollen und wir müssen der Menschen gedenken, die seit dem Beginn der Pandemie gestorben sind", sagte Steinmeier am Sonntag in der zentralen Gedenkfeier im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Sie seien "in dieser dunklen Zeit einen einsamen und oft qualvollen Tod gestorben", sagte er. Ihr Leiden sei in der Öffentlichkeit oft unsichtbar geblieben. "Eine Gesellschaft, die dieses Leid verdrängt, wird als ganze Schaden nehmen", mahnte Steinmeier.
Dem staatlichen Akt war ein ökumenischer Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche vorausgegangen. Wegen der Pandemie nahmen an den Veranstaltungen nur wenige Gäste teil. Neben Steinmeier waren jeweils fünf Hinterbliebene mit Begleitung sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (beide CDU) und die Vertreter der anderen beiden Verfassungsorgane vor Ort.
Steinmeier ging in seiner Rede auch auf das Schicksal derjenigen ein, die nicht an Covid-19 und dennoch einsam sterben mussten, auf die Einsamkeit im Lockdown und die Entbehrungen insbesondere von Kindern und Jugendlichen. "Wir haben unser Leben einschränken müssen, um Leben zu retten. Das ist ein Konflikt, aus dem es keinen widerspruchsfreien Ausweg gibt", sagte er.
Das Land sei wundgerieben im Streit um den richtigen Weg, sagte er. Auch deshalb brauche man "einen Moment des Innehaltens, einen Moment jenseits der Tagespolitik, einen Moment, der uns gemeinsam einen Blick auf die menschliche Tragödie der Pandemie erlaubt". Die Gesellschaft mache sich nicht oft genug bewusst, dass hinter den Todeszahlen Schicksale und Menschen stünden.
In Deutschland sind seit Beginn der Pandemie fast 80.000 Menschen an oder mit dem Coronavirus gestorben. Weltweit fielen der Pandemie mehr als drei Millionen Menschen zum Opfer.