Frankfurt a.M., Yangon (epd). In Myanmar hat die Militärjunta anlässlich des buddhistischen Neujahrsfestes eine Amnestie für mehr als 23.000 Gefangene erlassen. Unter den Freigelassenen vom Samstag seien auch Mitglieder der Künstlergruppe "Peacock Generation", berichteten lokale Medien sowie Aktivisten in den sozialen Medien. Sie waren bereits 2019 verhaftet worden, nachdem sie das Militär in satirischen Darbietungen kritisiert hatten. Ob und wie viele weitere politische Häftlinge frei kamen, wurde zunächst nicht bekannt. Laut Nachrichtenportal "Irrawaddy" wurden auch 137 Ausländer aus dem Gefängnis entlassen.
Das buddhistische Neujahr wird üblicherweise mit einem Wasserfestival und Tempelzeremonien gefeiert. Dieses Jahr aber hatte Myanmars Protestbewegung zum Boykott und stattdessen zu weiteren Kundgebungen aufgerufen. Seit dem Putsch vom 1. Februar finden nahezu täglich Demonstrationen gegen das Militärregime statt, so auch am Samstag. Zugleich bekundeten die Menschen ihre Unterstützung für die "Regierung der Nationalen Einheit", die von Gegnern der Junta am Freitag proklamiert worden war. Diese besteht aus Abgeordneten der gestürzten Regierung unter Aung San Suu Kyi, Angehörigen ethnischer Minderheiten sowie Aktivisten der Protestbewegung.
Derweil steigt die Zahl der Toten weiter. In einer Region nahe Myanmars zweitgrößter Stadt Mandalay wurden am Samstagvormittag zwei Menschen erschossen, berichtete "Irrawaddy". Nach Angaben der Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) wurden seit dem Putsch mindestens 728 Menschen bei Protesten getötet. Bis Freitagabend waren 3.141 Personen aus politischen Gründen inhaftiert, gegen 832 weitere wurden Haftbefehle erlassen.