Der Gesundheitsökonom und Medizinethiker Eckhard Nagel hält es für notwendig, Hausärzte bei den Impfungen gegen das Coronavirus stärker einzubinden. "Unsere Impfkampagne steckt in einer Sackgasse", sagte Nagel am Samstag im Deutschlandfunk. Vor diesem Hintergrund verstehe er das Misstrauen nicht, dass den Hausärzten durch die Politik entgegengebracht worden sei. Schließlich könnten diese viel besser über Risiken aufklären oder auch auf mögliche Komplikationen achten. Außerdem würden sie ihre Patienten kennen. Nagel verwies darauf, dass man ja auch bei anderen Immunisierungen auf die Hausarzt-Praxen vertraue.
Kritisch äußerte sich Nagel, Mitglied des früheren Nationalen Ethikrats, zur aktuellen Diskussion um das Vakzin des Herstellers Astrazeneca. Gegenwärtig gebe es da - auch im Zusammenhang mit Impfungen von Spitzenpolitikern - eine Philosophie nach dem Motto: "Bist Du mutig oder bist Du nicht mutig?" Dies sei eine "groteske Debatte", bei der individuelle Faktoren der Patienten außer acht gelassen würden.
Der Deutsche Hausärzteverband hatte mehrfach auf eine bessere Versorgung der niedergelassenen Allgemeinmediziner mit Impfstoffen gedrungen. Nach einem Bericht der "Rheinischen Post" dürfen Hausärzte den Impfstoff für ihre Patienten künftig selbst aussuchen: Für die Woche vom 26. April bis 2. Mai gilt demnach laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung erstmals, dass der Bund neben Astrazeneca auch Vakzine von Biontech bereitstellen wird.
epd rks