Eritrea räumt Anwesenheit von Truppen in Äthiopien ein

Frankfurt a.M., New York (epd). Eritrea hat erstmals eingeräumt, dass eigene Truppen am Krieg in der Region Tigray im Nachbarland Äthiopien beteiligt sind; zugleich wies das Land jedoch Vorwürfe wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen zurück. In einem Brief an den Sicherheitsrat vom Freitagabend bezeichnete die eritreische Botschaft bei den Vereinten Nationen Anschuldigungen, wonach Soldaten aus Eritrea für Vergewaltigungen und andere schwere Verbrechen in Tigray verantwortlich seien, als unerhört. Eritreische Soldaten haben Berichten zufolge das äthiopische Militär bei Kämpfen gegen Rebellen unterstützt.

Eritrea habe sich mit Äthiopien darauf geeinigt, die Truppen abzuziehen, schrieb die Botschafterin bei den UN, Sophia Tesfamariam, in dem Brief vom Freitag und erkannte damit die Anwesenheit eritreischer Truppen an. Bisher hatte Eritrea stets bestritten, an dem Konflikt beteiligt zu sein. Die äthiopische Regierung hatte Ende März bereits mitgeteilt, Eritrea werde seine Truppen abziehen. In einer geheimen Sitzung des Sicherheitsrats am Donnerstag erklärten UN-Vertreter jedoch Medienberichten zufolge, bisher gebe es keine Hinweise auf einen tatsächlichen Rückzug eritreischer Soldaten.

Amnesty International und die äthiopische Menschenrechtskommission hatten unabhängig voneinander Soldaten aus Eritrea vorgeworfen, in Tigray für Morde, Vergewaltigungen und Plünderungen verantwortlich zu sein. Bei einem Massaker in der Stadt Axum waren im November demnach Hunderte Menschen von eritreischen Truppen getötet worden. Auch der äthiopischen Armee werden schwere Verbrechen vorgeworfen.

Die äthiopische Zentralregierung unter Ministerpräsident Ahmed liefert sich seit Anfang November Kämpfe mit der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die bisher in der Region im Norden des Landes an der Macht war. Hintergrund der Eskalation waren Wahlen für das Regionalparlament, die die TPLF entgegen der Anordnung der Zentralregierung abgehalten hatte. Tausende Menschen wurden seither getötet, mehr als 61.000 sind nach UN-Schätzungen ins Nachbarland Sudan geflohen.