Frankfurt a.M., Yangon (epd). In Myanmar haben Gegner des Militärputsches eine "Regierung der Nationen Einheit" proklamiert. Das gab am Freitag das Komitee aus entmachteten Abgeordneten (CRPH) bekannt. Zum Interims-Premierminister wurde Mahn Win Khaing Than ernannt, ein Vertreter der ethnischen Karen-Minderheit und Christ. Der gestürzte Präsident Win Myint behält seine Position, ebenso wird die abgesetzte De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi weiter als Staatsrätin aufgeführt. Angehörige der Protestbewegung sind ebenfalls vertreten.
In den sozialen Medien gab es nicht nur Zustimmung. Einige Nutzer kritisierten, der "Regierung der Nationalen Einheit" gehörten kaum Vertreter von Parteien abseits von Suu Kyis gestürzter "Nationaler Liga für Demokratie" oder Rebellen-Organisationen ethnischer Minderheiten an. Neben Mahn Win Khaing Than werde noch ein Repräsentant der überwiegend christlichen Chin-Minderheit genannt. In einem Bericht des Nachrichtenportals "Myanmar Now" hieß es indes, unter den insgesamt 26 Kabinettsmitgliedern befänden sich 13 ethnische Nationalitäten sowie acht Frauen.
Derweil halten die Proteste gegen den Staatsstreich vom 1. Februar an. Seit Beginn der Kundgebungen gehen Soldaten und Polizisten mit zunehmender Brutalität gegen die demonstrierende Bevölkerung vor. Laut der Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) wurden bislang mindestens 726 Menschen getötet. Zudem wurden 3.151 Personen festgenommen. Gegen 813 weitere wurden Haftbefehle ausgestellt, darunter sind 20 Personen, gegen die das Militärregime die Todesstrafe verhängt hat.
Im benachbarten Thailand berichtete der Sender Thai PBS World, dass für den 24. April ein Sondertreffen der südostasiatischen Staatengemeinschaft (Asean) zu Myanmar geplant sei. Der Gipfel soll in der indonesischen Hauptstadt Jakarta stattfinden. Beobachter warnen vor einem Bürgerkrieg in Myanmar.