Dubai, Neu-Delhi (epd). Indien wird zum neuen Corona-Hotspot: Binnen 24 Stunden wurden nach Zahlen der Johns Hopkins-Universität vom Donnerstag mehr als 200.000 Neuinfektionen in dem südasiatischen Land registriert - ein neuer Höchststand seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr. Damit verdoppelte sich die Zahl der täglichen neuen Corona-Fälle im Verlauf von zehn Tagen. Die Gesamtzahl der bestätigten Infektionen in dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Land stieg auf über 14 Millionen, das jetzt in absoluten Zahlen weltweit an zweiter Stelle hinter den USA liegt. Zuletzt wurden 1.038 Corona-Todesfälle binnen eines Tages verzeichnet. Die Zahl der Corona-Toten erhöhte sich damit auf über 173.000.
Als Reaktion auf die rasant steigenden Zahlen kündigte die Hauptstadt Neu-Delhi Ausgangssperren für das kommende Wochenende an. Hotels und Festsäle sollen zu Behandlungszentren für weniger schwer Erkrankte umgewandelt werden. Auch andere Teile des Landes haben bereits Ausgangsbeschränkungen und Lockdowns erlassen. Sorge bereitet das Auftreten einer neuen Virusmutation: Die B.1.617 Variante ist in dem stark betroffenen Bundesstaat Maharaschtra bereits für über 60 Prozent der neuen Corona-Erkrankungen verantwortlich. Die erstmals Anfang des Jahres in Indien aufgetauchte Variante hat eine doppelte Mutation und gilt als weit ansteckender als der Virus-Wildtyp.
Es wird spekuliert, dass diese neue Variante für die neue Corona-Welle mitverantwortlich ist. Krankenhäuser in Neu-Delhi berichten, dass inzwischen auch die Anzahl der behandelten Kinder zunimmt. Einen starken Zuwachs gebe es in der Altersgruppe zwischen 1 und 5 Jahren, zitierte die Zeitung "Indian Express" einen Kinderintensivmediziner des Sir Ganga Ram Hospitals.
Angesichts steigender Corona-Zahlen bereiten den Behörden neben dem muslimischen Fastenmonat Ramadan und dem hinduistischen Navratri-Fest auch andere religiöse Großveranstaltungen Sorgen - wie die hinduistische Kumbh Mela Sorgen, die als die größte religiöse Massenzusammenkunft der Welt gilt. In den vergangenen fünf Tagen nahmen im nordindischen Haridwar fast fünf Millionen Gläubige ein traditionelles Bad im Ganges-Fluss, viele von ihnen ohne Mund-Nasen-Schutz und andere Corona-Schutzvorkehrungen. Mehr als 1.700 Menschen testeten später positiv auf Corona.