Berlin (epd). Angesichts weiter steigender Infektionszahlen haben Intensivmediziner die Politik aufgerufen, schnell strengere Corona-Maßnahmen zu beschließen. "Wir können es uns nicht leisten, noch wochenlang zu diskutieren", sagte der medizinisch-wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters Christian Karagiannidis dem Berliner "Tagesspiegel" (Donnerstag). So eine Situation habe er in 20 Jahren als Arzt noch nicht erlebt: "Wir sind den Tod gewohnt, aber so etwas hat es noch nicht gegeben."
Der frühere Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Uwe Janssens, verwies auf überfüllte Intensivstationen und eine Zunahme von Sterbefällen. "Das sollte den Politikern sagen: Wir haben fünf nach zwölf, ihr müsst jetzt handeln, es muss jetzt eine Strategie verfolgt werden, die bundesweit einheitlich gilt. Bislang laufen wir den Dingen hinterher", sagte Janssens am Mittwochabend im Fernsehsender Phoenix. Notwendig sei ein durchgehender, harter Lockdown, um die Infektionszahlen zu verringern.
Der Intensivmediziner sieht nach eigenen Worten im Gegensatz zu Berufskollegen jedoch keinen Hinweis dafür, dass die Lage auf den deutschen Intensivstationen zeitnah außer Kontrolle geraten und eine Triage notwendig werden könnte. "Da sind wir durch ein hervorragendes Gesundheitssystem in der Lage, das abzuwenden", sagte Janssens. "Wir werden es aushalten, aber da wird viel Schweiß bei fließen."