Brüssel (epd). Die EU-Kommission will den Menschenhandel wirksamer bekämpfen und hat dafür eine neue Strategie vorgelegt, die auch die Mitgliedstaaten in die Pflicht nimmt. Diese sollen unter anderem die Prävention verstärken und Opfern besser helfen, heißt es in der am Mittwoch in Brüssel vorgestellten Strategie. Das Papier listet Vorschläge, Ankündigungen und bereits laufende Maßnahmen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene auf.
2017 und 2018 seien in der EU mehr als 14.000 Opfer tatsächliche und mutmaßliche Opfer ermittelt worden, und die Dunkelziffer sei erheblich höher, erklärte die Behörde. Meist handele es sich um Frauen und Mädchen, und der Handel mit ihnen diene der sexuellen Ausbeutung. Der zweite große Zweck des Menschenhandels ist demnach die Ausnutzung von Arbeitskraft. Die erwirtschafteten Summen sind enorm. Auf 14 Milliarden Euro wurden allein Einnahmen des für sexuelle Ausbeutung betriebenen Menschenhandels in der EU in einem Jahr geschätzt.
Bereits seit 2011 gibt es eine europäische Richtlinie gegen das Verbrechen. Sie wird laut Kommission aber noch nicht in allen Ländern voll umgesetzt. Die Behörde will deshalb Druck machen und nötigenfalls auch mit Vertragsverletzungsverfahren gegen die betreffenden Länder vorgehen. Außerdem erwägt sie eine Überarbeitung und Verschärfung des Gesetzes. Dabei geht es insbesondere darum, die Inanspruchnahme von Dienstleistungen von Opfern des Menschenhandels unter Strafe zu stellen.
Die Kommission will außerdem mit Internetfirmen ins Gespräch kommen, damit weniger Opfer über Online-Plattformen angeworben werden. Sie will auch die Schulung von Strafverfolgungs- und Justizmitarbeiten gegen Menschenhandel fördern. Da die Hälfte der in der EU ermittelten Opfer keine EU-Bürger seien, sieht die Strategie auch über die Grenzen hinaus. Außenpolitische Instrumente sollen Menschenhandel schon in den Herkunfts- und Transitländern bekämpfen helfen.