Bonn (epd). Europäische Tierschutzorganisationen fordern von der Europäischen Union ein entschlosseneres Eintreten für ein Ende der Pelztierzucht. Ein Jahr, nachdem der erste Fall von Corona-Infektionen bei Nerzen auf einer europäischen Farm bekannt wurde, müsse die EU-Kommission endlich aktiv werden, erklärte Jürgen Plinz, Präsidiumsmitglied des Deutschen Tierschutzbundes, am Mittwoch in Bonn. "Auch wenn die Kompetenz zur Schließung von Pelzfarmen bei den Mitgliedstaaten liegt, muss die EU-Kommission sich endlich öffentlich für eine Schließung aussprechen."

Nerzfarmen hätten sich als gefährliches Reservoir für das Coronavirus erwiesen, sagte Plinz weiter. "Begünstigt wird die Ausbreitung des Virus dort durch die unsäglichen und tierquälerischen Bedingungen, unter denen die Tiere gehalten werden: auf engstem Raum in Gitterkäfigen zusammengepfercht." Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) hätten bereits Ende Januar darauf aufmerksam gemacht, dass es ein signifikantes Risiko der Übertragung von Covid-19 vom Nerz auf den Menschen gebe.

Die EU-Kommission verlange bisher lediglich, dass Covid-19-Fälle auf Nerzfarmen gemeldet und überwacht werden, und empfehle regelmäßige Corona-Tests für die Farmmitarbeiter sowie stichprobenartige Untersuchung der Tiere, kritisierte Plinz. "Diese Maßnahmen sind unzureichend." In den vergangenen zwölf Monaten habe es auf mehr als 400 Nerzfarmen in zehn EU-Staaten Ausbrüche von Sars-CoV-2 gegeben, bei denen Millionen von Tieren betroffen waren. Dabei sei das Virus in mehreren nachgewiesenen Fällen sowohl auf Menschen als auch auf wildlebende Tiere übertragen worden. ?

Der Deutsche Tierschutzbund beteiligte sich am Mittwoch am Aktionstag der europäischen Dachorganisation "Eurogroup for Animals" und der Fur Free Alliance, die unter dem Hashtag "MakeFurHistory" ein Ende der Pelztierzucht fordern. Nerzfarmen gibt es unter anderem in Dänemark, Schweden, Spanien, Italien und den Niederlanden. In Deutschland gibt es keine Nerzfarmen mehr.