Dresden (epd). Die Themen Migration und Integration werden einer Studie zufolge in den Lehrplänen deutscher Schulen zu einseitig behandelt. Zentrale Etappen der jüngeren deutschen Migrationsgeschichte von der Gast- und Vertragsarbeiteranwerbung über die Zuwanderung von sogenannnten Spätaussiedlern bis hin zur Fachkräftemigration fänden in den Lehrplänen nur selten Erwähnung, kritisiert die am Mittwoch vorgestellte "Lehrplanstudie Migration und Integration" des Mercator Forums Migration und Demokratie (MIDEM) an der TU Dresden. Stattdessen würden Migrationsphänomene oft mit krisenhaften Entwicklungen wie Flucht und Vertreibung verknüpft. Auch migrationsbedingte Vielfalt und Fragen nach Identität und Zugehörigkeit würden nur selten thematisiert.
Damit stehe die Darstellung der Migration und Integration in den Lehrplänen nicht im Zeichen gesellschaftlicher Normalität, kritisieren die Studienautorinnen und -autoren um MIDEM-Direktor Hans Vorländer weiter. Sie empfehlen deshalb eine Überarbeitung der Lehrpläne mit einer stärkeren auch prüfungsrelevanten Verankerung der Themen Vielfalt und Integration. Bei der Überarbeitung sollten Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte eingebunden werden.
Für die Studie im Auftrag von Integrationsstaatsministerin Annette Widmann-Mauz (CDU) analysierten die Autoren die Fächer Geographie, Geschichte und Politik/Gemeinschaftskunde der Klassenstufen sieben bis zehn der Länder Bayern, Berlin und Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Zudem wurden Schulgesetze und einschlägige Beschlüsse der Kultusministerkonferenz einbezogen.