Hamm (epd). Nach einen Rückgang des Alkoholkonsums in Deutschland haben Suchtexperten zuletzt wieder einen Anstieg verzeichnet. Jeder Bundesbürger ab 15 Jahren nahm im Jahr 2018 durchschnittlich 10,7 Liter Reinalkohol zu sich, wie aus dem am Mittwoch in Hamm veröffentlichten "Jahrbuch Sucht 2020" der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hervorgeht. Damit habe der Konsum im Vergleich zum Jahr davor wieder zugenommen. Zuvor war er von 14,4 Litern Reinalkohol im Jahr 1970 auf 10,5 Liter im Jahr 2017 gesunken. Zahlen der vergangenen zwei Jahre lagen noch nicht vor.
Dennoch mahnte DHS-Experte Peter Raiser: "Es besteht ein dringender Handlungsbedarf, den nationalen Alkoholkonsum zu reduzieren." Aktuell gebe es während der Corona-Pandemie weitere Hinweise auf veränderten Alkoholkonsum. In Zeiten von Kontaktbeschränkungen werde Zuhause mehr getrunken. Bislang lägen jedoch kaum belastbare Studien dazu vor.
Im internationalen Vergleich zähle Deutschland beim Alkohol nach wie vor zu den Hochkonsumländern, mit entsprechend hohen gesundheitlichen Folgen in der Bevölkerung, hieß es. In Deutschland seien Hochrechnungen zufolge rund 1,6 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren alkoholabhängig. Etwa 1,4 Millionen Menschen konsumierten große Mengen Alkohol oder zeigten unter Alkoholeinfluss riskantes Verhalten.
Der Anteil der Raucherinnen und Raucher war dem Jahrbuch zufolge zuletzt hingegen rückläufig. Im Jahr 2017 rauchte demnach jeder vierte Mann (26 Prozent) und jeder fünfte Frau (19 Prozent). Bei Jugendlichen zeichne sich seit rund 15 Jahren ein Trend zum Nichtrauchen ab, hieß es. Das Rauchen sei jedoch in den Industrienationen das bedeutendste einzelne Gesundheitsrisiko und die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit, warnten die Suchtexperten. Rund 127.000 Menschen starben demnach im Jahr 2018 allein in Deutschland an den Folgen des Rauchens. Das seien mehr als 13 Prozent aller Todesfälle gewesen.